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Im Advent liegt Bethlehem in Kempten

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Im Advent liegt Bethlehem in Kempten

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    Kempten (mor). - Bethlehem liegt in Kempten - zumindest in den 24 Tagen vor Weihnachten - mit Krippe, Schafen, Stern und Kreuzen. Tatsächlich wollen es viele Besucher des Weihnachtsmarkts kaum glauben: 'Kommen Sie wirklich aus Bethlehem?' Diese Frage musste Ibrahim Jaber in der ersten Woche des Markts schon mehrfach beantworten. Und immer wieder kann der griechisch-orthodoxe Christ es nur bestätigen: 'Ja, ich komme aus einem Dorf neben Bethlehem in Palästina.' Kontakte zur Illerstadt hat der Lehrer und Touristenführer seit fast 30 Jahren. Damals, im Juni 1973, kam er mit einer christlichen Gruppe als Gast ins Haus von Ursula und Heinz Glantschnig, Vorsitzender des Diakonischen Werks Kempten. Und während all der Jahre blieb die Freundschaft zwischen dem Kemptener Ehepaar und Jaber bestehen. Stolz erzählt Heinz Glantschnig: 'Ich bin Taufpate seiner Töchter.' Und deren hat der Palästinenser vier: Eine von ihnen machte in Kempten ihre Ausbildung zur Röntgenassistentin und lebt wieder in Palästina, die zweite studiert in Augsburg, die dritte ist verheiratet und die jüngste macht gerade ihr Abitur. Ob sie auch mal nach Deutschland kommt? 'Ich hoffe es sehr', sagt Jaber und fügt ernst hinzu: 'Das hängt aber ganz von der politischen Lage ab.' Er selbst schaffte es nur wenige Stunden vor der neuerlichen Besetzung Bethlehems nach Kempten auszureisen. 'Trotz vieler Straßensperren und Umwege', wie Glantschnig von der gefährlichen Reise seines Freundes berichtet. Am Stand auf dem Kemptener Weihnachtsmarkt erhält Jaber oft Hilfe von seiner Tochter, die in Augsburg studiert. Auf einer goldenen Banderole über der Holzbude steht 'Bethlehem zu Gast in Kempten'. Die Idee für den Stand gab es zwar schon im vergangenen Jahr, doch für eine Anmeldung war es da zu spät. Diesmal hat es geklappt und so trafen bereits im Herbst die ersten Kisten mit der Ware aus Olivenholz ein. Ibrahim Jaber war 29 Jahre lang Lehrer an einer evangelischen Schule, an der Deutsch als zweite Fremdsprache gelehrt wird. Danach war er Touristenführer. Doch seit zwei Jahren ist er ohne Anstellung - wie so viele seiner Landsleute. In Palästina sind derzeit über 65 Prozent der Menschen arbeitslos. Jaber: 'Früher war Bethlehem eine Stadt mit besonders viel Tourismus. Jetzt nicht mehr.'

    Ware aus Olivenholz Für seinen Stand auf dem Kemptener Weihnachtsmarkt haben Familien aus seiner Heimat das ganze Jahr über die weihnachtliche Ware aus dem Olivenholz geschnitzt. 'Ich verkaufe Arbeiten, die vornehmlich von christlichen Familien gefertigt werden. Der Erlös hilft diesen Familien - und mir hilft er auch.' Klassische und moderne, kleine und große Krippen bietet Jaber an, aber auch betende Hände und die unterschiedlichsten Kreuze: orthodox, evangelisch, katholisch. Außerdem gab es die Produkte aus Bethlehem am zweiten Adventssonntag in der katholischen Franziskuskirche zu kaufen. Die Weihnachtsfeiertage wird Jaber gemeinsam mit dem Ehepaar Glantschnig verbringen. Am 28. Dezember fliegt er wieder zurück nach Jordanien. Von dort tritt er die restliche und gefährliche Reise zurück zu seiner Familie in Beit Sahour an. Und dann wird es auch für ihn richtig Weihnachten. Denn die orthodoxen Christen feiern das große Fest erst am 6. Januar.

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