"Wir wollen, dass die Ordnung wieder geschaffen wird und die Randkriminalität nicht durchgreift", sagt G. Duffner, Besitzer der Kemptener Prostitutionsstätten "Villa Allgäu" und "Lustoase". Diese Ordnung, von der er spricht, gerät laut ihm und zwei Prostitutionsstätten-Besitzerinnen aus Kempten gerade ins Wanken. Grund dafür sei die extreme Zunahme von illegaler Prostitution in der kreisfreien Stadt seit Beginn der Corona-Pandemie. Ein Problem, das unter anderem der "Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen" gegenüber all-in.de bereits vor einem knappen Jahr vorausgesagt hatte. Auch die Polizei spielt laut den Prostitutionsstättenbesitzern dabei eine entscheidende Rolle.
Viele illegale Prostituierte in Kempten kommen aus Asien
Bis vor wenigen Jahren habe es in Kempten kaum Probleme gegeben. "Es gab bislang keine Milieu-Strukturen", erinnert sich K. Volk-Halat, Besitzerin des "Haus 7476". Das ändere sich aber gerade. "In Kempten gibt es pro Woche teilweise 25 illegale Prostituierte auf den bekannten Foren", erklärt Duffner. Die Polizei hingegen spricht von zwei bis fünf Fällen pro Jahr.
Prostitutionsstättenbesitzer wünschen sich Polizeikontrollen
"Wir fühlen uns alleingelassen", betont Volk-Halat. Dabei spricht sie von der Polizei. Früher hätten die Beamten bei illegaler Prostitution sofort durchgegriffen. "Das ist heute anders", meint Duffner. "Das wird immer weitergehen und immer mehr werden", befürchtet Volk-Halat. Die drei Prostitutionsstättenbesitzer hätten sich seit Pandemiebeginn bereits mehrfach an die Polizei und die Stadtverwaltung gewandt und ihnen illegale Prostituierte gemeldet - mit E-Mails, Fotos und Telefonnummern. Die Infos hätten die drei selbst recherchiert. Es hätte zwar Antworten, aber keine Reaktion gegeben. "Wir würden uns wünschen, dass auch die illegalen Prostituierten kontrolliert werden, damit sie sich anmelden, Steuern zahlen und auch die Auflagen des Prostitutionsschutzgesetzes einhalten", so K. Cimen, Besitzerin des "Studio Allgäu M10". "So kann es nicht weitergehen", verdeutlicht Volk-Halat.
Illegale Prostitution nur schwer nachweisbar
"Die Sache ist in der Praxis nicht ganz so einfach", erklärt Holger Stabik, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. Die Portale, die Duffner anspricht, seien der Polizei bekannt. Die Annonce an sich sei allerdings nicht strafbar. Eine Straftat bestehe nur, wenn die illegale Prostitution auch wirklich ausgeübt wird. "Wir gehen der ganzen Geschichte nach und nehmen das Problem ernst", so Stabik. Doch selbst wenn die Adressen bekannt sind, könne den Prostituierten die Straftat nur schwer nachgewiesen werden. Oft gebe es nach einer Meldung einen zeitlichen Verzug, bis die Beamten vor Ort sind, oder die Beschuldigten öffnen die Tür nicht oder geben die Taten bei Befragungen nicht zu.
Chinesische Zuhälterin vereinbart Termine für Prostituierte
Viele der Frauen kommen aus Rumänien und Bulgarien und lassen sich in Kempten nieder, so Volk-Halat. Der Großteil der illegalen Prostituierten in der Stadt sei mittlerweile aber aus China. Duffner und Volk-Halat vermuten hinter dem illegalen Geschäft eine chinesische Zuhälterin, die für die Frauen, die kein Wort Deutsch sprächen, telefoniert und die Termine mit den Freiern vereinbart. Die drei Prostitutionsstättenbesitzer sprechen sogar von einer "chinesischen Mafia", die sie hinter einigen asiatischen Prostituierten vermuten. Diese würden ihre Dienste vor allem in Wohnungen in Sperrgebieten in der Bleicherstraße, am Freudenberg und in der Bodmanstraße anbieten - und das illegal, ohne irgendwelche Auflagen einzuhalten oder auf Sperrgebiete zu achten. "Das nimmt jetzt schon Formen an, die, glaube ich, keiner hier möchte im Allgäu", so Volk-Halat.
Keine Sicherheit für Prostituierte und Freier
Dadurch fühlen sich die Prostitutionsstättenbesitzer nicht nur selbst benachteiligt, sondern fürchten sich auch um die Sicherheit der Prostituierten und der Freier. Anders als in Bordellen sind beide nicht geschützt. Bei illegaler Prostitution würden laut den Prostitutionsstättenbesitzern oft keine Kondome verwendet, Hygienevorschriften würden nicht eingehalten, auch der Impf- und Teststatus würde meist nicht überprüft und "die Freier können mit den Frauen machen, was sie wollen", wenn die Frauen nicht geschützt sind. "Wir haben kein Problem mit Konkurrenz", stellt Cimen klar. "Wir wollen nur, dass alle die gleichen Auflagen haben", erklärt sie. "Wenn das irgendwann genehmigte Prostitutionsstätten sein werden, würden wir das auch hinnehmen", sind sich die drei einig.