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Ihr Motto: Was du heute kannst besorgen

Kempten

Ihr Motto: Was du heute kannst besorgen

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    Ihr Motto: Was du heute kannst besorgen
    Ihr Motto: Was du heute kannst besorgen Foto: christine rothauscher

    Bei guter geistiger Gesundheit feierte Maria Bösch ihr 100. Wiegenfest. Als sie freundlich und mit festem Händedruck ihre Gratulanten begrüßte, war der kleinen schlanken Frau ihr langer, keineswegs leichter Lebensweg nicht anzusehen.

    "I bin ja so aufgeregt, dass jetzt no so a junger Mann zu mir kommt", sagte sie, als Bürgermeister Eckhard Harscher ihr einen Blumenstrauß überreichte. Und flugs dirigierte die 100-Jährige ihn neben sich aufs Sofa. Und als der Gemeindechef erzählte, dass sie nun die älteste Bürgerin Waltenhofens sei, einige Hochbetagte jedoch ebenfalls vor ihrem 100. Geburtstag seien, meinte Maria Bösch mit einem fröhlichen Lachen: "Mir sind offenbar a gsunde Gmoind".

    In Wasserburg am Bodensee erblickte die Jubilarin am 11. Mai 1909 das Licht der Welt, wuchs zusammen mit neun Geschwistern auf und durfte als Schulmädchen einige Jahre bei ihren Großeltern in Altusried verbringen. Nach der Schulzeit erlernte sie den Beruf einer Modistin (Hutmacherin).

    "Doch zu Hause in Wasserburg wuchs die Kinderschar und mit ihr die Not und da hab i schaffe müsse, wo es a Arbeit gab", erinnert sie sich. Als Kindermädchen, später als Pfarr-Haushälterin arbeitete sie in der Schweiz, lernte Anfang der 30er-Jahre ihren Ehemann Engelbert Bösch kennen und zog mit ihm nach Waltenhofen-Hegge um. Ob sie in jüngeren Jahren einem Hobby gefrönt hat? Ein strahlendes Lächeln überzieht ihr Gesicht und in ihre blauen Augen kommt ein Glitzern, als die Jubilarin davon erzählt: Zusammen mit ihrem Ehemann, habe sie viele Jahre lang Heggener Kinder und Jugendliche fürs Geräteturnen trainiert. Auch aufs Turnfest sei man öfters gefahren.

    Zwei Söhne und zwei Töchter entstammen ihrer Ehe. Doch nachdem der Ehemann und Vater in den Krieg ziehen musste und nicht mehr zurückkam, "da hob i koi Minute mehr Zeit ghabt für den Sport oder a Hobby", entsinnt sich die Hochbetagte. Es galt fortan die vier Sprösslinge zu erziehen und durch die notige Nachkriegszeit zu bringen. Da fällt ihr auch gleich ihr lebenslanger Wahlspruch ein: "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen."

    Und heute? Nun heute lebt Maria Bösch zusammen mit ihrer Tochter Rita in einer schmucken Wohnung in der Nestlestraße, umsorgt von ihrem Nachwuchs, zu dem inzwischen sechs Enkel und acht Urenkel gehören. Und zusammen mit ihrer großen Familie feierte sie ihr 100. Wiegenfest, freute sich über die Geschenke der Gemeinde, der Bundes- und Landesregierung.

    Und mit einem Blick auf die vielen, vielen Geburtstagssträuße verriet sie mit einem schelmischen Lächeln: "Dia freiet mi am meisten, ich hab nämlich gmoint, i krieg höchstens oin oinzige."

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