Hornist Franz Höcht läuft seit 50 Jahren beim Tänzelfest-Umzug mit Kaufbeuren (bbm). Den Tänzelfest-Umzug hat er in den vergangenen 50 Jahren noch kein einziges Mal gesehen. Denn jedes Mal ist er selbst mitmarschiert: Franz Höcht, Hornist bei der Kaufbeurer Stadtkapelle, kann auf eine lückenlose Tänzelfest-Karriere zurückblicken und will 'die Zeit auf keinen Fall missen'.
Seine Tänzelfest-Premiere hatte der heute 56-jährige Kaufbeurer vor genau 50 Jahren als Bürgerbub. Danach war er Armbrustschütze und im Jahr 1953 trat er der Tänzelfest-Knabenkapelle bei. An seinen allerersten öffentlichen Auftritt in Wasserburg am Bodensee hat er noch lebhafte Erinnerungen: Unser Schlagzeuger, der damals 17 Jahre alt war, hat zu mir gesagt: 'Bua, wenn d\' zwischa neibläscht, hau\' i dir den Schlegel drauf\'.' Das sei dann aber glücklicherweise nicht nötig gewesen, erzählt Höcht schmunzelnd. Als Belohnung für ihren Einsatz bekamen die jungen Musiker damals von einem Kaufbeurer Nudelfabrikanten Wienerle spendiert.
Als ganz und gar unspendabel erwies sich dagegen ein paar Jahre später die Tübinger Polizei, die der Knabenkapelle fünf Mark Bußgeld abknöpfte, weil sie beim Marschieren über die Neckarbrücke angeblich den Verkehr behindert hatte. Generell hat Höcht aber nur positive Erinnerungen an seine vielen Einsätze und Busfahrten zu auswärtigen Veranstaltungen: 'Für uns Buben waren das damals weite Reisen man ist ja sonst nicht groß fortgekommen.' Gerne denkt er auch an die zahllosen sonntäglichen Tänzelfest-Weckrufe mit anschließendem gemeinsamen Frühstück in der alten Rosenau zurück.
1960 nach Oberbeuren
Im Jahr 1960 wechselte Höcht zur Oberbeurer Blasmusik und nahm dann mit dieser Kapelle am Tänzelfest teil. Von seinem ersten Gesellenlohn kaufte er sich ein Jahr später das Es-Horn, auf dem er heute noch spielt. 'Ich musste es erst zweimal richten lassen', betont der Musiker. 1967 gehörte er zu den Gründervätern, die die Kaufbeurer Stadtkapelle neu belebten. Bis vor sieben Jahren spielte Höcht dann in beiden Blaskapellen und marschierte abwechselnd mit den Oberbeurern oder der Stadtkapelle im Tänzelfest-Umzug mit.
Der Stadtkapelle ist er auch nach seinem Ausscheiden in Oberbeuren der Einsatz in beiden Kapellen wurde ihm zuviel treu geblieben. Gemeinsam mit Vorstand Helmut Knall, der selbst seit 44 Jahren bei jedem Tänzelfest dabei ist, erinnert sich Höcht an die 70er Jahre, in denen die Stadtkapelle außerdem noch an drei Tänzelfest-Tagen hintereinander im Bierzelt gespielt hat. 'Da waren dann schon Musiker dabei, die hinterher an der Lippe geblutet haben', erzählt der Vorsitzende von diesen anstrengenden Einsätzen.
Lebhaft im Gedächtnis ist ihm und Franz Höcht aus dieser Zeit ein schwerer Wolkenbruch, dessen Regenmassen beinahe das Dach des Festzeltes eindrückten. Die Mutter der heutigen Festwirtin reichte Höcht schließlich ein Messer, um die Plane zwecks Druckausgleichs anzustechen. 'Das ging dann wie bei einem Reißverschluss und ich bekam eine Mords-Dusche', erinnert sich der Musiker. Mit Helmut Knall ist er sich einig, dass durch die vielen Erlebnisse und Aktivitäten ein ganz besonderen Bezug zur Stadt und zum Tänzelfest entstanden ist.
Auch für heuer hat sich die Stadtkapelle wieder einiges vorgenommen: Das Programm reicht von der 'Serenade' am Eröffnungsabend, über das Standkonzert am Tänzelfest-Sonntag bis zum Lagerleben-Einsatz und einem Auftritt im Bierzelt. Außerdem spielt die Stadtkapelle nach längerer Pause erstmals wieder beim Einzug des Festwirts und ist natürlich auch bei den beiden Umzügen mit von der Partie. Die wird Höcht auch in seinem Jubiläumsjahr nicht als Zuschauer erleben.