Johann Seeweg, der Jimmy Hendrix des Allgäus, pflegt seine vielfältigen Fähigkeiten Von Wolfgang Hillmann Sonthofen/Blaichach Johann Seeweg, der Jimmy Hendrix des Allgäus, eine der buntesten Persönlichkeiten hierzulande, feiert seinen 50. Geburtstag: Anlass für ihn, der Öffentlichkeit mit einer dreitägigen Veranstaltung in der Sonthofer Markthalle eine Freude zu machen. Verbundenheit mit den Menschen in seiner Umgebung ist eines seiner hervorstechenden Merkmale, dabei ist er aber gar nicht unkritisch. Unheimlich emotional empfindet er sich, und er sagt: Ich weiß nie, was ich will! Damit spricht er seine vielfältigen Fähigkeiten an, von denen er keiner den vielleicht notwendigen Vorrang geben konnte, um eine große Karriere zu machen. Und so ist er heute ein bekannter Fotograf (mit dem Schwerpunkt der SchwarzweißFotografie), ein verschmitzter Autor von heimatlich einfärbten Texten (800 an der Zahl und überwiegend unveröffentlicht), ein ehemaliger Tante-Emma-Ladenbesitzer, früher einmal Stützenbauer an der Nebelhornbahn, ein Konzertveranstalter und vor allem eben: ein virtuoser E-Gitarrist mit einer ganz unverwechselbaren Aura. Sein langer Bart ist sein Erkennungszeichen. Seine etwas heisere, hohe Stimme ist in Duktus und Aussprache eindeutig geprägt: Er ist Oberstdorfer, heimatgebunden bis zu einem Punkt, den er selber kaum versteht. Er muß immer wieder ins Oberallgäu zurück. Länger als zwei Tage kann er kaum anderswo sein. Aber daß er nun in Ettensberg bei Blaichach emigiert fast im Ausland lebt, damit hat er sich arrangiert. Er hat sich mit dem Grünten angefreundet. Das ist auch der einzige Berg, denn er ab und zu fotografiert, ansonsten hat er für seine sensiblen Naturaufnahmen mehr verschwiegene Orte im Sinn, die kaum jemand, vor allem kein Tourist, findet. In Oberstdorf ist er geboren, verlebte dort seine Kindheit, in welche die fremde Welt außerhalb in Gestalt von Hausgästen in der elterlichen Kleinst-Landwirtschaft nur modernen Mist brachte, wie das die Eltern sahen. Dann ein einschneidendes Erlebnis. Als er Klavierunterricht begann, erhielt er das Angebot, Schlagzeug zu spielen in einer Gruppe.
Noo ho i mir a Steakle gschnitzt, sagt Johann Seeweg und meint das ganz wörtlich und begann seine Musikerkarriere. Die Mutter schenkte ihm eine E-Gitarre (mit einem Röhrenradio als Verstärker), als plötzlich Bedarf nach einem Gitarristen in einer Band da war. Und so lernte er selbständig Gitarre. Bei einem Konzert 68 in Zürich dann die Begegnung mit seinen Fixsternen: Jimmy Hendrix, dem musikalischen Gott der Zeit, mit Eric Burdon, mit Cream, John Mayall und Trafic. Auf Konzerten schaute er (I bi narrisch visuell) buchstäblich Techniken von den Fingern ab. Daneben nach der Mittleren Reife an der Handelsschule Merkur das Fachabitur an der FOS in Sonthofen im allerersten Jahrgang. In der Costa trifft er zum ersten Mal seine Ehefrau Erika, mit der er heute zwei erwachsene Kinder hat (Fenja und Gregor), er kauft sich seine erste Kamera und geht später zum Fotohaus Heimhuber in Sonthofen, wo er sich autodidaktisch zum Fotografen ausbildet. Er erstreitet sich bei der Handwerkskammer das Ausnahme-Recht einer Prüfung zum Gesellen, die er als Zweitbester abschließt. Danach wird er Fotografenmeister. Musikalisch gehts auch aufwärts: Vorgruppe Seeweg bei Roger Chapmann und Supercharge. Die ersten Texte im Allgäuer Dialekt entstehen zu Hendrix-Songs. Die unverwechselbare musikalische Art von Seeweg ist gefunden: bester Rock, virtuos mit allen Show-Effekten auf der Bühne geradezu zelebriert und dazu liebevoll-kritische Gedanken zur Allgäuer Heimat. Verstondet s jung Leabe ist einer der bekanntesten Songs von ihm, der auch sein Lebens-Motto ist. Er ist ewig jung geblieben, der Johann Seeweg, auch mit 50. Johann Seeweg spielt an diesem Samstag mit seiner Blues-Band und Gästen ab 20 Uhr in der Sonthofer Markthalle. An diesem Sonntag liest er ebendort ab 9 Uhr aus seinen Texten.