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"Ich habe schon oft im Auto geschlafen"

Menschen Lipp

"Ich habe schon oft im Auto geschlafen"

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    "Ich habe schon oft im Auto geschlafen"
    "Ich habe schon oft im Auto geschlafen" Foto: Matthias Becker

    Für alte Autos hat sich Thorsten Lipp nie interessiert. "Eher für neue, die funktionieren", meint der 37-jährige Marktoberdorfer lachend. Dennoch nimmt Lipp nun mit einem über 20 Jahre alten Mercedes 300 TE an der elftägigen Allgäu-Orient-Rallye teil, der größten Rallye der Welt. "Eine Mittelmeerumrundung wollte ich immer schon machen", sagt er. Und das sei zumindest die "Sparversion" davon.

    6000 Kilometer Autofahrt

    Zumal er sich - wenn schon nicht für alte Autos - zumindest fürs Autofahren interessiert. Bis nach Trondheim sowie nach Istanbul ist er schon mit dem eigenen Pkw gereist ("Da bekommt man mehr mit als im Flugzeug."). Voriges Jahr war er in Armenien. "Und als Kind mit meinen Eltern ging es per Auto und Fähre sogar bis San Francisco." Deshalb schrecken den ledigen Mittdreißiger, Mitinhaber von "Raumdesign Lipp", auch die 6000 Kilometer nicht, die es bei der Orient-Rallye zurückzulegen gilt.

    Apropos Orient: Vor allem das Interesse an fremden Kulturen und Ländern macht für Lipp, der schon als Kind die Türkei bereiste, den Reiz an der Rallye aus, die ihn, seine fünf Kameraden und 110 weitere Teams von Oberstaufen aus über Österreich, den Balkan, die Türkei und Syrien bis Amman führen wird.

    Gerade die Osttürkei und Syrien hatte er sich als Reiseziel immer schon vorgenommen. "Nur leider haben wir auf der Autofahrt nicht viel Zeit für Besichtigungen", bedauert Lipp. Allerdings hofft er, dass er in der Osttürkei wenigstens den wuchtigen, 2206 Meter hohen Berg Nemrut Dagi oder in Syrien die Ruinen der Oasenstadt Palmyra zu Gesicht bekommt. Und anschließend will er eine Woche lang auf eigene Faust Jordanien und Israel bereisen. Zugleich rechnet er bei der Rallye mit wertvollen Erfahrungen für später geplante Reisen in den Nahen Osten. Insofern sei die Rallye für ihn eine Art "Schnupperkurs".

    Damit meint er auch die Routen, die er dabei - ohne Navigationsgerät und Autobahnen - kennenlernt. "Wenn man zum Beispiel allein nach Damaskus will, sollte man sich auskennen." Der Verzicht aufs Navi und das Autobahnverbot sind nur zwei der Regeln, die sich die Organisatoren als Schikanen einfallen ließen. Bedingung ist eben auch, dass die Autos mindestens 20 Jahre alt sind oder höchstens 1111,11 Euro kosteten. Außerdem muss jedes Team aus sechs Fahrern bestehen und mit drei solcher Schrottlauben starten. "Es geht darum, dass man nicht blöd irgendwo strandet, wenn ein Karren den Geist aufgibt", erklärt Lipp. Zwei Autos muss sein Team aber erst noch auftreiben.

    Erwünscht sind zwei weitere Mercedes 300 TE. Damit zum Beispiel Ersatzreifen oder geplatzte Schläuche der Karossen untereinander austauschbar sind. Darum kümmern sich aber Lipps Teamkameraden vom "Bauteam Lindau". Auf das war er im Internet gestoßen. "Ich dachte mir, das sind Bauingenieure. Da passe ich als Handwerksmeister gut dazu." Neben den drei Lindauern sind auch zwei Münchner Filmemacher am 30. April mit ihm am Start. Letztere kümmern sich um die "Völkerverständigung". "Das heißt, sie filmen auch mal in einem ostrumänischen Dorf und interviewen die Leute dort", so Lipp.

    Sein Anteil wird der Benefizpart sein. Mit dem Erlös der Rallye wird die Nähschule eines Kinderheims in Syrien gefördert. Neben den Nähmaschinen, die jedes Team in seinen Wagen mitbringen soll, will Lipp das Atelier längerfristig unterstützen. "Das passt zum Geschäftsfeld meiner Firma." Und zu seinen Plänen, den Nahen Osten weiterhin zu bereisen. Vielleicht weben die Kinder dort also bald an Stoffen, die "Raumdesign Lipp" sponserte.

    Angst hat Lipp vor der Rallye übrigens nicht. "Man lässt sich darauf ein, dass mal was nicht klappt", sagt er und lacht entspannt. Auch dass er oft nicht duschen kann und in einem der Wagen übernachten wird, stört ihn nicht. "Ich habe schon oft im Auto geschlafen." Auch die Familie macht sich wenig Sorgen. Seine Mutter etwa war selbst schon in Jordanien und hat ihn in seinem Beschluss "eher bestärkt", erzählt er.

    www.allgäu-orient.de

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