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Ich bin kein Schießbuden-Typ

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Ich bin kein Schießbuden-Typ

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    Von unserem Redaktionsmitglied Birgit Klimke, Kempten - Ganz bestimmt gibt es sie: Frauen, die es romantisch mögen. Und die beim Bummel über den Rummel mit einem besonderen Geschenk liebäugeln. Die Rede ist nicht von einem Lebkuchen-Herz mit Liebeserklärung. Nein, die Rede ist von Blumen. Zugegeben: Es sind Plastikblumen. Aber trotzdem sind sie gefragt - Franz-Josef Kaiser kann das bestätigen. Und der Schießbuden-Inhaber, der zur Zeit mit seinem Stand auf dem Kathreinemarkt in Kempten steht, muss es wissen. Er kennt auch seine Kunden: In erster Linie natürlich Männer - von jung bis alt. Den typischen Herzensbrecher, der für seine Begleiterin die meisten Blumen trifft, hat er allerdings noch nicht ausgemacht. Wir haben ihn gesucht und in diesen Tagen einen Versuch gestartet: Welche Figur gibt eigentlich ein Sportschütze an der Schießbude ab?

    'Gewehr nicht so präzise' 'Ich denke mal, bei elf Schuss sind acht bis neun Blumen drin.' Marc Pfalzer zeigt sich auf dem Weg zum Rummelplatz optimistisch. Der 18-Jährige, der seit einem Jahr für die FSG Kempten antritt, ist eigentlich kein Schießbuden-Typ, wie er sagt. Etwa drei Jahre ist es her, dass er das letzte Mal auf einem Jahrmarkt auf den Abzug gedrückt hat. Es reizt ihn nicht, 'weil die Gewehre nicht so präzise sind', sagt er. Außerdem gebe es keine so tollen Preise zu gewinnen, für die es sich lohnen würde, das Geld dafür auszugeben. Wie, keine so tollen Preise? Was ist mit den schönen Blumen? 'Nein, die reizen mich am allerwenigsten', sagt der junge Mann lachend. Trotzdem hat Pfalzer spontan zugesagt, als wir ihm von dem Experiment erzählten. Wir wollen wissen, wieviel Blumen bei elf Schuss rausspringen, wenn ein Sportschütze draufhält. Und zwar ein erfolgreicher wie Pfalzer, der als Zehnjähriger mit dem Schießsport begann und schon bayerischer Meister war. 'Da sag' ich Ihnen gleich, dass der Sportschütze nichts trifft. Jeder kleine Bub trifft da mehr', sagt die Frau an der ersten Schießbude. Zum Glück ist Pfalzer da noch nicht dabei. Vielleicht hätte ihn nach dieser Aussage der Mut verlassen. Franz-Josef Kaiser ist da schon zuversichtlicher: 'Wenn er schießen kann, dann trifft er auch', sagt er und legt dem Jungschützen ein Gewehr hin. Schießen kann er bestimmt. Das hat Pfalzer schon mehrfach bewiesen. Allerdings ist er normalerweise anders ausgerüstet. 'Wir haben im Verein Schießjacken und Schießhosen an - das bringt einiges an Stabilität', erklärt er. Und dann dieses Gewehr! 'Oh ja, mein Luftgewehr ist mir da schon lieber', sagt der Schütze und betrachtet die Schießbuden-Ausführung von allen Seiten. 'Das hier ist viel leichter. Und man schaut nur durch Kimme und Korn. Mein Gewehr hat eine genaue Visierung - außerdem kann ich jedes Detail auf meine Bedürfnisse einstellen.' Egal. Jetzt gilt es, diese Blumen dort vorne zu visieren - und zu treffen. Natürlich nicht die Blume selbst, sondern die Plastikhülse am Stiel. Und die am besten mittig oder an der Seite - 'dann platzt sie', erklärt Pfalzer. Er macht kein großes Aufhebens um die ganze Sache. Er stellt sich an die Bude, nimmt das Gewehr an den Anschlag - und schießt. Elfmal. Wie vereinbart. Und er trifft: Beim ersten Schuss, beim zweiten Schuss, beim dritten Pfalzer trifft elfmal! Mit einem stolzen Lächeln hält er die Plastikblumen in der Hand. Hätte er selbst mit elf gerechnet? Die Antwort ist ein Schmunzeln. Ist also der Sportschütze der wahre Herzensbrecher auf dem Jahrmarkt? Wieder nur ein Schmunzeln. Hat ihn denn die Musik, die unüberhörbar über den Königsplatz schallt, gar nicht gestört? 'Die hab' ich ehrlich gesagt nicht wahrgenommen', sagt Pfalzer. Konzentration ist also alles. Jetzt wissen wir's.

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