Höhlenforscher tagen in Oberstdorf Exkursionen Oberstdorf/Kleinwalsertal (pts). Das Gottesacker-Plateau ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Mehr als 100 Höhleneingänge haben die deutschen Höhlen- und Karstforscher dort markiert. Und dennoch ist das alpine Felsgelände unterirdisch noch relativ unerforscht. Die faszinierende Welt der Wasserfälle, Strudeltöpfe, türkisfarbenen Gumpen und bizarren Wasserschluchten beispielsweise des Hölloches bildet einen Schwerpunkt der Jahrestagung des Verbands der Höhlenforscher von Donnerstag bis Sonntag in Oberstdorf.
2500 organisierte Mitglieder gibt es im deutschen Verband der Höhlenforscher. Ein Ortsverein existiert beispielsweise in Sonthofen. Es sind weniger akademische Wissenschaftler, sondern eher Hobbyforscher, die in ihrer Freizeit in die unterirdischen Welten abtauchen, erklärt Dr. Wilfried Rosendahl als stellvertretender Vorsitzender die Zusammensetzung des Verbands. Dass die 40. Jahrestagung ausgerechnet nach Oberstdorf gelegt wurde, hat mit dem Gottesacker-Plateau im Kleinwalsertal zu tun. Das Karstgebiet mit dem Hölloch und anderen Höhlen wird auch Ziel von Exkursionen sein, ebenso die Sturmannshöhle bei Obermaiselstein.
Zwischen Donnerstag, 31. August, und Sonntag, 3. September, gibt es zwei Termine, die auch an die interessierte Öffentlichkeit gerichtet sind. So wollen die Höhlenforscher am Donnerstag, 19.30 Uhr, zur Eröffnung der Tagung im Kurhaus ein neues Buch vorstellen, das sich gerade mit dem Hohen Ifen und Gottesacker beschäftigt. Auf über 200 Seiten geben reich bebilderte Artikel verschiedener Autoren einen Einblick in die geologische Geschichte und botanische Vielfalt dieser alpinen Zone mit vielen Höhlen. Auch die im Gebiet Schneiderküren gemachten Entdeckungen aus der Steinzeit sind berücksichtigt.
Hölloch seit 95 Jahren erforscht
Für Samstag, 2. September, um 20 Uhr ist ein Vortrag (Eintritt frei) vorgesehen, den Jürgen Schafroth vom Höhlenverein Sonthofen der 95 Jahre währenden Erforschung des Hölloches im Mahdtal widmet. Schafroth, der mit seinen Dias die Schönheit der verborgenen natürlichen Schacht- und Stollensysteme aufzeigen will, gilt als einer der besten Kenner dieser Höhle, die trotz ihrer bislang begangenen Gesamtlänge von 5,5 Kilometer bei weitem nicht die allergrößte Höhle im deutschsprachigen Raum ist.
Allein in Deutschland haben die Höhlenforscher ein ausgiebiges Betätigungsfeld. Vor allem in der Fränkischen Schweiz, auf der Schwäbischen Alb und eben im Alpenraum sind die unterirdischen Welten angesiedelt. Durch das Eindringen von Wasser mit seinem Schmirgeleffekt und durch die Auflösung von Kalkstein oder Gipsgestein mit Hilfe von Kohlensäure bilden sich die Hohlräume, beschreibt Rosendahl die Entstehung der Höhlen. Bei aller Mitteilungsfreude über ein ungewöhnliches und nicht ungefährliches Hobby verstehen sich die Höhlenforscher auch als Hüter der Unterwelt. Einem Abenteuer-Tourismus etwa am Gottesacker-Plateau wollen sie nicht das Wort reden, so Rosendahl. Alpine Techniken und Kenntnisse im Tauchsport sind bei Erkundungen von Höhlen - auf dem Foto im Hölloch - gefragt. Foto: Archiv