Von Thilo Jörgl, Marktoberdorf - Retro ist gefragt. In der Mode, wie in der Musik. Beispiel Musicals: Ob ABBA, Louis Armstrong oder Queen, die Massen strömen hin. Auch die Geschichte von Buddy Holly lief in den Neunzigern jahrelang als nicht nur finanziell erfolgreiche Produktion in London und Hamburg. Seit ein paar Jahren ziehen auch Tourneeproduktionen mit der Biografie und den Liedern des Musikers mit Hornbrille durchs Land. Allerdings mit unterschiedlichem Erfolg. Nicht einmal halb gefüllt war das Modeon bei der deutschen Produktion 'Buddy'. Wie nicht anders zu erwarten, wurde auch in dieser Inszenierung das Leben von Buddy Holly, der vom Nobody aus der Countryszene zum Rock'n'Roll-Star der 50-er Jahre aufsteigt, nachgezeichnet. Es ist ein kurzes, aber aufregendes Leben, das der Mann mit der Hornbrille und seiner Band 'The Crickets' führt. Skizzenhaft wurde es dem Zuhörer näher gebracht. Die ersten Drei-Akkorde-Kompositionen, die erste Liebe, der sensationelle Auftritt in Harlems Apollotheater, der vor allem deshalb herausragend war, weil die Bühne bis dato nur schwarzen Künstlern offen gestanden hatte. Auch die Verhandlungen mit Managern, das knallharte Showgeschäft bleibt nicht unerwähnt. Doch nach drei Jahren ist alles vorbei. Buddy Holly stürzt in einem Flugzeug ab.
Gitarre nicht eingesteckt Wie in anderen Produktionen ist die Geschichte selbst eher dünn, im zweiten Teil war das Musical mehr Konzert als Theater. Aber sei es drum, das Publikum klatschte durchaus angetan bei den großen Hits mit und schwang die Hüften bei 'Peggy Sue', 'It'll be the day', oder 'Oh, Boy'. Von den großen Nummern, die in späteren Jahren von den Beatles und anderen Größen nachgespielt wurden, fehlte keine. Sonderlich spektakulär war die Darbietung indes nicht. Das einheitliche Bühnenbild, eine Bar in den Fünfzigern, riss nicht unbedingt von den schon gut 20 Jahre alten Modeon-Stühlen. Und die im besten Englisch-Deutsch (Chris Howland lässt grüßen) vorgelesenen Biografie-Schnipsel entstammten nicht gerade einer Edelfeder. Auch die von Buddy Holly (Stefan Schael) eingestreuten Ansagen, entpuppten sich nur selten als Schenkelklopfer. Und die Tatsache, dass der Hauptdarsteller zwar permanent mit einer E-Gitarre um den Hals auf der Bühne stand, man diese aber nicht hörte - sie war gar nicht eingestöpselt -, konnte man nicht auf der Plus-Seite verbuchen. Durchaus hörenswert war indes der Rock'n'Roll der 'Crickets' und der Bläserfraktion bestehend aus Johannes Kronfeld (Posaune), Govinda Abbott (Trompete) und Frank Nowicky (Saxofon). Letztere intonierten zwar sauber, ihre Tanzeinlagen zählten aber nicht unbedingt zur Bereicherung des Abends. Besser waren da schon die Tänzerinnen in knallbunten Petticoats (Ingo Lehr-Ivanov, Bianka Behrend und Danya Gensiorek). Respekt gebührt den Sängern der Nebenrollen von Big Bopper (Dennis Oliver) und Richie Valens (Nico Müller), welche die stimmlichen Qualitäten des Mannes mit Hornbrille gelegentlich in den Schatten stellten. Das Publikum schwang zwar ordentlich die Hüften und erklatschte sich Zugaben. Von einem rundum gelungenen Abend zu sprechen, wäre aber übertrieben.