Wenn es um die politische Zukunft der USA geht, redet Michael Moore gerne ein Wörtchen mit. Für seine Dokumentation 'Bowling for Columbine', in der er sich die Waffenlobby zur Brust nahm, erhielt er einen Oscar und erlangte weltweite Berühmtheit.
Die Dankesrede bestand aus heftiger Kritik am damaligen US-Präsidenten George W. Bush. Kein Wunder, dass sich der Regisseur auch jetzt nicht zurückhält, wo der Wahlkampf in den Vereinigten Staaten in die heiße Phase geht. Im Geheimen hat er sich bereits im vergangenen Frühjahr auf den Weg zu neuen Ufern gemacht.
Moore suchte in Europa nach Lösungen für Probleme in den USA
Der Filmemacher und Autor sucht diesmal in 'Where to Invade Next' europaweit nach Lösungen für Probleme in seiner Heimat, die er in seinen Dokumentationen immer wieder anprangert: Fettleibigkeit, Kriminalität, Bildungsmangel. An jeder seiner Stationen pickt er sich Exempel heraus, die verdeutlichen sollen, wie die Europäer mit diesen gesellschaftlichen Missständen verfahren und sie - überspitzt dargestellt - spielend aus dem Weg räumen. Sein Weg führte ihn durch Frankreich, Italien, Island, Portugal, Norwegen, Slowenien, Finnland und Deutschland. Hier schlug der US-Regisseur, wie gewohnt im Schlabberpulli und mit Baseballkappe, im April überraschend in Bad Wörishofen auf.
Den Besuch mussten alle Beteiligten streng geheim halten. Von den Kneipp’schen Stiftungen wollte er alles über die Lehren des Wasserdoktors Sebastian Kneipp wissen. Das war auch für die Geschäftsführerin eine Überraschung. 'Die Nachricht kam für uns alle total unerwartet', erinnert sich Christiane Rapp. 'Wir haben ja öfter mal Fernsehteams zu Gast, die sich die Einrichtung anschauen wollen, aber das war besonders spannend.' Erst drei Tage vorher habe sie überhaupt erfahren, dass es sich bei dem Gast um den Hollywood-Regisseur handeln würde.
Wie er auf die Lehren Kneipps und Bad Wörishofen kam? Die Idee der ganzheitlichen Heilverfahren habe Moore begeistert, sagt Christiane Rapp. In Europa habe er nun nach dem Pendant zu Ayurveda und Co. gesucht und sei in Bad Wörishofen fündig geworden. 'Das Kneipp-Verfahren ist schließlich das einzige ganzheitliche, naturheilkundliche in Europa', sagt Rapp. Für seinen Besuch habe sich Moore mit den Kneipp’schen Stiftungen die ältesten Einrichtungen Kneipps, vom bayerischen Pfarrer selbst gegründet, herausgesucht.
Der Regisseur wollte wissen, was eine Kur ist
Dort wollte er dem Gesundheitsgeheimnis der Deutschen auf den Grund gehen. Teil des Gesundheitsresorts ist auch ein Familien-Kind-Haus, in dem unter anderem spezielle Kuren für Mütter mit Kind angeboten werden. 'Dieser Teil unserer Einrichtung hat ihn am meisten fasziniert', erzählt Christiane Rapp. Deshalb habe er sich gleich drei Mütter und ein Kind geschnappt, die ihm das Konzept der präventiven Gesundheitsförderung erklären sollten. Eine davon war Indra Zahner, die ursprünglich aus Gersthofen kommt. Von ihr wollte Moore wissen, was eine Kur ist und wie das Gesundheitssystem in Deutschland funktioniert.
'Er konnte gar nicht glauben, dass die Krankenkasse einem eine Kur bezahlt, wenn man eine benötigt', sagt Zahner, die für ein Versicherungsunternehmen gearbeitet hat und für den Regisseur damit der perfekte Gesprächspartner war. Eigentlich habe er nur zwei Fragen an die Mütter stellen wollen, im Endeffekt mit ihnen jedoch eineinhalb Stunden lang im Park gesessen und geplaudert. Offenbar fand Moore die Begegnung so interessant, dass sie es auch in den Film geschafft hat. 'Im Trailer sind wir zumindest zu sehen', sagt Zahner. Zur Belohnung darf sie nach Berlin fahren. Dort feiert der Film in zwei Wochen Premiere auf der Berlinale.