Von Andreas Ellinger, Memmingen/Kempten - Der Schaden, den die Täter allein im Allgäu angerichtet haben, beträgt mittlerweile mehrere hunderttausend Euro. Es geht um Betrug mit Verrechnungsschecks, die auf dem Postweg gestohlen werden. Dann richten die Täter mit einer falschen Identität ein Konto ein, reichen den Scheck ein und machen sich mit dem Geld aus dem Staub. Den Fällen gemeinsam: Immer waren Italiener mit im Spiel. Memmingens Leitender Oberstaatsanwalt Alfred Stoffel vermutet 'mafiose Strukturen' hinter diesen Taten. Für viele Geschäftsleute ist es ganz normal, ihre Lieferanten per Verrechnungsscheck zu bezahlen. Doch immer wieder kommen die Schecks auf dem Postweg abhanden. Wo und wann, ist für die Ermittler angesichts der rund 72 Millionen Briefe, die täglich in Deutschland transportiert werden, meist nicht herauszufinden. Ob Mitarbeiter der Post in die Diebstähle verwickelt sind oder die Schecks in den Firmen abhanden kommen, ist nicht geklärt. Die Schecks werden dann auf einem neu eröffneten Konto eingelöst. In einem Memminger Fall hatte sich der Betrüger als Arzt ausgegeben und drei gestohlene Verrechnungsschecks im Gesamtwert von mehreren zehntausend Euro eingereicht, berichtet Kriminalpolizist Andreas Erb. Später räumte der angebliche Arzt das Konto mit der Begründung, er wolle sich eine Eigentumswohnung kaufen. Als der Betrug aufflog, stellten sich seine Papiere als gefälscht heraus. Das ist nicht der einzige Fall im Allgäu. So wollte ein Oberallgäuer Reiseunternehmer eine Hotelrechnung aus Italien im Wert von 22500 Euro bezahlen. 'Das Geld kam nie an der richtigen Adresse an', weiß der Kemptener Kripo-Leiter Albert Müller. Bei einer Sonthofener Bank wurde ein gestohlener Scheck im Wert von 67000 Euro eingereicht, weitere Fälle sind bekannt. Die Spuren verlaufen sich angesichts gefälschter Papiere im Sand oder sind schwer aufzunehmen, weil die Schecks teilweise in Italien eingelöst wurden. Für die Kreditinstitute sei es schwer, beim 'Massenverkehr' der Schecks jeden einzelnen zu kontrollieren, so Dr. Günther Picker, Geschäftsführer des bayerischen Bankenverbandes. Er rechnet damit, dass derartige Fälle 'in Zeiten schlechter Konjunktur zunehmen'. Bei der Sparkasse Allgäu schützt man sich vor solchen Betrügereien, in dem die Bank bei Neukunden erst nach einer Art Probezeit das Einlösen von Verrechnungsschecks zulässt, so Hanspeter Rümmele, Leiter des Vorstandssekretariats. Die Banken tun gut daran, sich zu schützen: Laut Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) sind sie verantwortlich, wenn ein Scheck, der auf dem Postweg verloren geht, bei ihnen eingelöst wird. Das Urteil habe Grundsatzcharakter, erklärt eine BGH-Sprecherin.
Koordinierung gefordert Um die Täter leichter ermitteln zu können, fordert der Memminger Oberstaatsanwalt Alfred Stoffel eine bundesweite Koordinierung von Fällen, in denen die Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Ausland aus operieren. Diese Bündelung könne zu neuen Erkenntnissen führen, hofft er. 'Das ist eine interessante Idee, die jedoch schwierig umzusetzen ist', reagiert Michael Grauel, Sprecher des bayerischen Justiministeriums. Denn die Staatsanwaltschaften seien den jeweiligen Bundesländern zugeordnet.