Dillishausen(ew). - Das markante 'Gna, Gna' lässt schon beim Betreten des idyllischen landwirtschaftlichen Anwesens der Familie Rager in Dillishausen erahnen: Hier leben Gänse, genauer: dänische Landgänse. Schon seit rund 25 Jahren widmen sich die Ragers neben der Milchwirtschaft der Aufzucht dieses beliebten Federviehs. Dicht an dicht drängen sich die Tiere und trotzen dem Schneegestöber. Ihr Federkleid schützt sie hervorragend vor den winterlichen Temperaturen. Immer wieder strecken sie ihre langen Hälse nach vorne und schnattern laut und bestimmt, dabei leuchten ihre roten Schnäbel in der weißen Winterlandschaft. Vor allem die männlichen Tiere, die stolzen Ganter, sind scheinbar sehr auf der Hut und schlagen auch schon mal eindrucksvoll mit den kräftigen Flügeln, um sich Respekt gegenüber vermeintlichen Eindringlingen zu verschaffen. 'Gänse melden sofort, wenn sich etwas rührt und Fremde in ihre Nähe kommen', kommentiert Manfred Rager das Gezeter. Erst eine knappe Woche alt sind die Gänseküken, wenn sie Mitte Mai zur weiteren Aufzucht auf den Hof der Bauernfamilie Rager kommen - mit einem flauschigen gelben Flaum eingekleidet und äußerst sensibel gegenüber Kälte. 'Die brauchen noch einige Wochen die Wärme-Lampe. Aber wenn das Klima es zulässt, also die Sonne scheint, werden sie von uns ins Freie rausgelassen', erklärt Rager. Sind die Gänsekinder dann weitgehend 'eingefedert', sind sie recht unempfindlich gegen Wettereinflüsse. Aber wie es in dem Volkslied 'Fuchs, du hast die Gans gestohlen' schon besungen wird: Die Gänse müssen natürlich jeden Abend wieder aufgestallt werden: 'Sie würde sonst im Nu der Fuchs holen und die ganze Arbeit wäre umsonst gewesen', weiß Rager aus Erfahrung.
Die Tiere bekommen nur hofeigenes Futter wie Weizen- und Gerstenschrot, dazu viel, viel Gras bei ihren täglichen Ausflügen auf der angrenzenden Weide. 'Das macht meines Erachtens den guten Geschmack der Gänse aus', erklärt Rager. Kurz vor dem Weihnachtsfest werden die mittlerweile gewichtigen, ausgewachsenen Gänse geschlachtet und an die Stammkundschaft aus dem weiteren Umkreis verkauft. 'Wer einmal von uns eine Weihnachtsgans geholt hat, holt immer wieder eine', sagt Silvia Rager sichtlich stolz. Auf die Frage, was denn an Weihnachten bei ihnen aufgetischt wird, antworten die Ragers einstimmig: 'Eine knusprige Gans natürlich!' Ebenfalls in Dillishausen, auf dem Aussiedlerhof der Familie Weiß, tummelt sich eine weitere große Herde von rund 100 Gänsen. 'Meine Großmutter hatte früher sogar noch mehr. Meistens so rund 150', berichtet Zimmerermeister Georg Weiß, Gänseaufzüchter in der dritten Generation. Wie die Ragers so verfüttert auch Weiß, zusätzlich zum Gras auf dem rund zwei Tagwerk großen Auslauf, nur hofeigenes Futter: 'Für die Qualität und den Geschmack macht das sehr viel aus', meint auch Weiß. Steht Weihnachten vor der Tür, werden die rund drei bis sechs Kilo schweren Gänse, anders als bei den Ragers, zu einer Geflügelschlachterei transportiert. 'Früher konnte man auch noch die Federn der Gänse verwerten. Mittlerweile ist der Aufwand aber größer wie der Ertrag. Diese zusätzliche Einnahme fällt schon seit längerem weg', erklärt Weiß. Beliefert werden zu 90 Prozent die Stammkunden aus der Umgebung. Und an Weihnachten wird natürlich traditionell auch bei der Familie Weiß ein Gänsebraten aufgetischt.