Selbst vom Breitenberg aus, so Bürgermeister Wolfgang Eurisch, sei Biessenhofen nun leichter zu erkennen. Denn 1850000 Kubikmeter umbauter Raum, 26000 Quadratmeter Nutzfläche und Gebäude mit bis zu 38 Metern Höhe errichtet dort derzeit die Nestlé AG Deutschland. Für mehr als 100 Millionen Euro befindet sich in Biessenhofen derzeit eine der größten Industriebaustellen der Region: Der Nahrungsmittelkonzern baut ein neues Werk für hypoallergene Babynahrung, mit dem vom Ostallgäu aus der Weltmarkt beliefert werden soll. Nun hatte Nestlé zum Richtfest geladen.
Drei Gläser Wein trank Zimmerer Franz Knarr am Ende seines humorvoll gereimten Richtspruchs auf Bauherren, Planer und die vielen Bauarbeiter. Denn immerhin 35 Unternehmen mit rund 240 Beschäftigten sind daran beteiligt, dass die Produktionsanlage in knapp einem Jahr in Betrieb gehen kann. Thomas Seibert, Chef des Nestlé- Werks mit rund 600 Beschäftigten, bezeichnete das Richtfest als einen Meilenstein. Er zeigte sich zuversichtlich, dass Biessenhofen die Erwartungen der Konzernspitze an die Rentabilität der neuen Fabrik nach Fertigstellung erfüllen werde. In seine Ansprache flocht er ein paar rumänische Sätze ein. Denn der überwiegende Teil der Mitarbeiter der Firma Grossmann Bau aus Rosenheim, die mit 120 Beschäftigten auf der Baustelle arbeite, seien Rumänen. Projektleiter Alexander Schleif ließ gleich seine Rede komplett ins Rumänische übersetzen.
Er dankte allen für die hervorragende Zusammenarbeit und wünschte den Rumänen besonders auch ein schönes Abschiedsfest. Die Leistung des "exzellenten Teams" um Schleif stellte Hans-Dieter Bischof, Technik-Vorstand bei Nestlé Deutschland heraus. Er freute sich, dass die Kosten bisher im Rahmen geblieben sind und keine großen Unfälle beim Bau passierten. Auch er steuerte Zahlen zur Dimension des Projektes bei: Beton für 85 Einzelhäuser habe man in die Fabrik verarbeitet und so viel Metall in den Rohbau gesteckt, wie für 1000 Pkw genügten. "Das gibt ein neues Wahrzeichen für Biessenhofen", so Bischof. Nun stehe mit der Installation der Technik aber noch eine sehr spannende Phase bevor.
Dass hier noch viel zu leisten sei, zeigte auch Bauleiter Matthias Wilhelm von IE Food Engineering auf: "An Komplexität mangelt es in diesem Projekt wirklich nicht."
Bürgermeister Wolfgang Eurisch sagte zu, die Gemeinde werde bei Problemen auf der Baustelle stets unterstützend zur Seite stehen. Er dankte Nestlé auch, dass bei der Vergabe viele Handwerker und Firmen aus der Region zum Zuge gekommen seien. Für ihn sei dies ein "Konjunkturpaket Nestlé", das in die ganze Region wirke - mindestens bis zum Breitenberg.