Seit Herbst 2009 ist Dr. Michael Honisch (47) Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu (AVA) mit 1800 Mitgliedern. Wir sprachen mit ihm anlässlich des Starts in den Alpsommer. Sie haben ja den Doktortitel. Wahrscheinlich sind Sie der erste promovierte Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins?
Honisch: Nein, es gab schon mal einen: das war Dr. Eugen Guggenmoos. Der war Geschäftsführer von 1925 bis 1941. Ich bin Agrarwissenschaftler und habe meine Doktorarbeit über Bodenkunde geschrieben.
Wie kamen Sie zu dem Geschäftsführer-Posten?
Honisch: Der Sachgebietsleiter Alpwirtschaft am Amt für Landwirtschaft und Forsten in Kempten, der ich bin, ist immer zu 20 Prozent seiner Tätigkeit Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins.
Welche Ziele verfolgt der Alpwirtschaftiche Verein?
Honisch: Laut Satzung geht es darum, die Interessen der Alpwirtschaft zu vertreten, um so die Kulturlandschaft des Allgäus zu pflegen und zu gestalten. Mitglieder sind in erster Linie Älpler und Bauern, aber auch Institutionen wie der Bauernverband. Außerdem gibt es ideele Förderer, die sich der Alpwirtschaft persönlich verbunden fühlen.
Eine wichtige Aufgabe des Vereins ist die Beratung sowie die Aus- und Weiterbildung. So gibt es zum Beispiel Hirtenkurse oder Melkkurse und die bekannten Alpwanderkurse.
Wie erklären Sie sich, dass man sich in der Politik parteiübergreifend und in der Öffentlichkeit weitgehend mit der Alpwirtschaft solidarisch erklärt?
Honisch: Die Alpwirtschaft hat eine zentrale Bedeutung, weil sie die Allgäuer Kulturlandschaft pflegt und erhält. Genauso wie die bäuerliche Landwirtschaft in den Tallagen, spielt die Alpwirtschaft eine wichtige Rolle für den Erhalt der Artenvielfalt von Flora und Fauna. Unsere Kulturlandschaft wiederum ist Grundlage des Tourismus.
Ohne Subventionen gäbe es wohl schon lange keine Alpwirtschat mehr.
Honisch: Das stimmt. Wir bekommen eine relativ gute finanzielle Unterstützung vom Freistaat und der EU. Die Alpwirtschaft will aber nicht nur von Subventionen leben, sondern auch hochwertige Lebensmittel produzieren und diese verkaufen. So wird auf 50 Seealpen die Milch der Kühe von sehr kräuterreichen Wiesen zu schmackhaftem Alpkäse veredelt.
Schmecken Sie den Unterschied heraus?
Honisch: Ja, auf jeden Fall. Der würzige, auch nussartige Geschmack ist typisch für den Sennalpenkäse. Derzeit läuft übrigens das Verfahren, Allgäuer Sennalpenkäse als geschütze Ursprungsbezeichnung anerkennen zu lassen.
Manche Älpler beschweren sich über den zunehmenden Freizeitdruck auf Alpen, beispielsweise durch Mountainbiker. Andererseits aber profitieren sie ja auch von der Bewirtung.
Honisch: Ja, und das machen sie natürlich auch gerne. Wir wenden uns ja auch nicht gegen einen naturverträglichen, sanften Tourismus - im Gegenteil. Aber manchmal werden gewisse Grenzen überschritten.
Zum Beispiel?
Honisch: Bei der Organisation eines im Sommer geplanten Mountainbike-Rennens vom Ostallgäu bis in den Raum Lindau wurden die Älpler nicht gefragt, somit fühlten sie sich zurecht übergangen.
Und dann?
Honisch: Wir haben Kontakt mit den Veranstaltern aufgenommen. Die waren dann auch einsichtig und haben die Streckenführung abgeändert.
Interview: Michael Munkler