Wald/Ostallgäu (af). - 'Wir brauchen solche Spitzenbetriebe, die voranmarschieren', zeigte Bayerns Landwirtschaftsminister Josef Miller seinem niedersächsischen Kollegen Hans-Heinrich Ehlen den 'Berghof' der Familie Babel in Wald. Denn Milchquote, Erweiterung der Europäischen Union, Wasservorrangflächen und einiges mehr ließen die Bauern anschließend bei einem Abend der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft der CSU Ostallgäu und der Jungen Union in Wald ein Klagelied anstimmen. Die Auswirkungen des Strukturwandels verdeutlichte auch Walds Bürgermeister Josef Ampßler: Von 137 Betrieben in den 60er-Jahren blieben noch 50. Den ersten Besuch nach seiner jüngst erfolgten Ernennung zum Landwirtschaftsminister stattete Ehlen in Bayern ab. Denn Bayern wie auch Niedersachsen gelten als die wichtigsten Agrarländer Deutschlands. Ehlen, eher mit Großbauern vertraut, die überwiegend Getreide- und Rübenanbau betreiben, ließ sich von Miller über die Strukturen der Allgäuer Bauern und der Grünlandwirtschaft informieren. Als beispielhaft bezeichnete Miller den Hof von Monika und Herbert Babel. Außer der Zucht - sie halten 55 Kühe und rund 60 Jungrinder - unterhalten sie ein Hotel mit angegliedertem Restaurant. Im Laufe der Jahre steigerten auch Babels die Milch- und Fleischqualität. '99 Prozent der Milch aus Bayern hat Güteklasse eins, vor zehn Jahren waren es 92 Prozent', unterstrich Miller.
Daher könne und dürfe es nicht sein, dass vor allem Discoutner hochwertige Milchprodukte immer billiger anbieten und 'als Lockangebote missbrauchen'. Seit vergangenem Jahr habe sich die Situation für die Milchbauern durch die sinkende Konjunktur, die Preispolitik des Einzelhandels nach der Euro-Einführung, die Kaufzurückhaltung der Verbraucher, die Quotenerhöhung für Italien, Spanien und Irland weiter verschärft. Ebenso stieß Ehlen in dieses Horn: 'Wenn Milch billiger ist als Wasser und Fleisch billiger als Hundefutter', mahnte er auch die Verbraucher, 'habe ich die Befürchtung, dass wir alle noch einmal dafür bestraft werden.' Dennoch müssten die Landwirte mehr als jetzt am Markt orientiert produzieren, die Produktionskosten in den Griff bekommen und die Vermarktungsstrukturen verbessern. Die Welthandelsorganisation WTO und die Verantwortlichen in Brüssel forderten beide Politiker auf, Regelungen zu schaffen, mit der auch der deutsche Landwirt den Wettbewerb bestehen kann. Früher, so Ehlen, habe der Bauer leicht behaupten können: 'Das geht mich nichts an.' Heute aber 'klopfen WTO und EU an jede Hoftür'. Um da wenigstens die nationalen Positionen zu stärken, versprachen Miller und Ehlen einen Schulterschluss zwischen Bayern und Niedersachsen. Den forderten die Landwirte auch bei der anschließenden Diskussion, die ebenso wie die Referate oft sehr fachbezogen war. Vordringliches Problem war dabei der Plan für Wasservorrang- und -vorbehaltsflächen. Nach Angaben der Ostallgäuer CSU-Direktkandidatin für den Landtag, Angelika Schorer, sind davon 12,5 Prozent der Landkreisfläche mit entsprechend vielen Bauernhöfen betroffen, Wasserschutzgebiete nicht eingerechnet. Gerade da, so Miller, müsse die Möglichkeit des Einspruchs gewährleistet sein.