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Hochwasser am Forggensee wie 1999

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Hochwasser am Forggensee wie 1999

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    Füssen/Ostallgäu(asp). - Gestern wiederholte sich das Pfingsthochwasser von 1999: Das Wasserwirtschaftsamt ließ den Forggensee zum Schutz der Orte unterhalb auf die Marke 783 Meter über Normalnull aufstauen. Mit der Folge, dass im Füssener Weidach Keller und andere Räume voll liefen und in Schwangau-Brunnen Wasser in ein paar Häusern kniehoch in die Wohnstuben drang. Aber nicht nur das Lech-Hochwasser in Füssen, Schwangau, Lechbruck und im Außerfern, auch die Ach und die Vils in Pfronten sowie Murenabgänge in den Schwangauer Bergen sorgten bis Redaktionsschluss für zum Teil katastrophale Zustände. Am Nachmittag wurden in Füssen die Bewohner des Weidach mit Lautsprecherdurchsagen alarmiert. Sie wurden aufgefordert, ihre Autos aus den Tiefgaragen zu fahren, Elektrogeräte im Keller vom Strom zu nehmen. In Schwangau alarmierte die Gemeinde die Bürger in Brunnen vom Aufstau des Forggensees wie an Pfingsten 1999: Damals standen nicht nur zig Keller unter Wasser. In einer handvoll Häuser waren auch die Wohnbereiche knietief geflutet. Das Vieh, soweit es in den gefährdeten Ställen in Brunnen stand, wurde evakuiert und bei anderen Landwirten in Sicherheit gebracht. Gestern Morgen hatte der Forggensee zwar noch Aufnahme-Kapazitäten. In Brunnen lief aber die Pöllat bereits über die Ufer: Die Reithalle des Ponyhofs der Familie Fischer stand im Wasser. Diese Pferde und die Pferde aus einem benachbarten Stall wurden schon am zeitigen Vormittag in Sicherheit gebracht. Nichts mehr zu retten gab es für den Fahrweg zur Drehhütte: 'Er wurde weggerissen, etliche tausend Kubikmeter Gesteinsmaterial gingen mit einer Mure ab', berichtete Andreas Keck von der Gemeinde. Die Drehhütte ist nicht mehr anfahrbar. Weil oberhalb auf dem Weg Richtung Mühlberger Älpele ein Durchlassrohr verstopfte, bahnte sich das Wasser des wolkenbruchartigen Dauerregens seinen Weg über die Wiesen und durch den Stall der Drehhütte.

    Keck: 'Da steht der Schlamm.' Kritisch auch die Situation in Lechbruck: Hier trat der Lech über seine Ufer und drängte den Halblech und den Gruberbach zurück. 'Eine richtige Seenlandschaft hat sich gebildet', so ein Beobachter. Ähnlich wie in anderen Bereichen des südlichen Ostallgäus: Die kleinsten Bäche schwollen an und breiteten sich über ihre Ufer in die angrenzenden Wiesen aus. In den Hochwasser-Zentralen der Behörden und bei den Hilfsorganisationen waren gestern die Telefone pausenlos belegt. Der Lech schwoll an und erreichte laut Wasserwirtschaftsamt mit einem Zufluss von 1300 Kubikmetern pro Sekunden seinen Spitzenwert. Das war mehr als beim Pfingsthochwasser 1999. Die Folge in Füssen-Ziegelwies: Die B 17 zwischen Lechfall und Walderlebniszentrum wurde überflutet. Ebenso der Lechuferweg im Bereich des Bürgerspitals in Füssen. Hier gelang es dem Technischen Hilfswerk mit Sandsack-Barrieren, das Spital und ein angrenzendes Gebäude 'trocken zu halten', so der THW-Ortsbeauftragte Manfred Heimlich. Gesperrt wurde der Lechuferweg im Bereich Europark Hotel: Der Weg und alte Bäume wurden hier von den reißenden Lechfluten unterspült und drohten abzubrechen beziehungsweise auf den Fußweg zu stürzen. Den ganzen Tag gab es Krisensitzungen, bahnten sich Polizei, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk mit Blaulicht und Martinshorn den Weg. Freiwillige Helfer und Mitarbeiter kommunaler Bauhöfe füllten Sandsäcke, bauten mit ihnen Barrieren. Keller wurden von der Feuerwehr und vom Technischen Hilfswerk ausgepumpt. Am Vormittag wurde von mehreren Stellen noch betont, dass sich die bisherigen Vorsorgemaßnahmen seit dem Pfingsthochwasser 1999 'bezahlt gemacht' hätten. Am Nachmittag aber sorgte die Natur für den Dämpfer: Die Regenfälle waren stärker als vorhergesagt. Um das 'Absaufen' der Orte unterhalb des Forggensees bis zur Donau und den dort zu befürchtenden Schaden zu mindern, wurden die Schleusen am Staudamm bei Roßhaupten geschlossen und der Forggensee bis zum stellenweise Überlaufen auf 783 Meter aufgestaut: ein paar Zentimeter höher als 1999.

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