Ökumene ist an der FH Kempten seit der Gründung Tradition Kempten (eva).'Dem Himmel ganz nah.' Martin Graefen, Pastoralreferent und seit September 1998 katholischer Betreuer der Ökumenischen Hochschulgemeinde in Kempten, trägt eine Stellwand mit dem evangelisch-katholischen Arbeitslogo in sein Büro. Dass die Ökumenische Hochschulgemeinde über einen eigenen Raum in der Hochschule verfügt, sei nicht selbstverständlich, betont er dabei. Kurz darauf trifft auch sein evangelischer Kollege Wolfgang Goldberg ein. Er ist Diplom Religionspädagoge und arbeitet nebenamtlich in der Hochschulseelsorge.
Eine Trennung von katholischer und evangelischer Seelsorge an der Kemptener Fachhochschule hat es nie gegeben. Die Konfessionen arbeiten von Anfang an zusammen. Und der freundliche Umgangston unterstreicht noch, was beide als Grundlage ihrer Tätigkeit ansehen: Sie wollen gemeinsam, unter christlichen Vorzeichen arbeiten. 'Für die Studenten ist es wichtig, Ansprechpartner zu haben. Daraus ergibt sich für uns die Aufgabe, möglichst oft präsent zu sein', fasst Graefen ihren Aufgabenschwerpunkt zusammen. Ein Student, auf dem Weg zu einem Seminar, drückt es ähnlich aus: 'Ihr seid halt immer da, wenn man euch braucht.'
Außerdem halten beide Hochschulseelsorger Vorlesungen in einem allgemein-wissenschaftlichen Fach. Als besonderen Service bieten sie den Studenten täglich in der ersten Pause Kaffee und Kuchen an. 'Wir betreiben hier eine nachgehende Seelsorge', betont Graefen. 'Wenn es sein muss, treffen wir die Studenten auch in einer Kneipe'. Probleme werden dort leichter besprochen als im Büro.
Das Mittagsgebet und der Gebetskreis werden dagegen spärlich besucht. 'Gebet ist für mich eher eine Privatsache', meint eine Studentin dazu, die eben vorbeikommt. Graefen sieht den Grund auch darin, dass an der Hochschule bisher kein Sozialzweig angegliedert ist. 'Unsere Studenten sind wirtschafts- und karriereorientiert und für kirchliche Werte weniger zugänglich', weiß er.
Goldberg würde sich wünschen, dass die Studenten sich intensiver für die ökumenische Hochschulgemeinde engagieren. Bestimmte Angebote werden zwar gerne angenommen, aber zu einer dauerhaften Bindung fehle meist die Überzeugung. Graefen gibt ein Beispiel: So reisen viele Studenten in den Semesterferien mit den beiden Seelsorgern auf die Sinai-Halbinsel, um Kräfte zu tanken. Ob sie danach jedoch mehr in der ökumenischen Hochschulgemeinde mitarbeiten, sei fraglich.