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Hochkarätig

Memmingen

Hochkarätig

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    Hochkarätig
    Hochkarätig Foto: brigitte hefele-beitlich

    Keine geringere als die Champions League der Bildenden Kunst hat das Memminger Kulturamt aufgeboten, um die Ausstellung "Freiheit und Kunst" im Kreuzherrnsaal zu bestücken: Alle acht Kulturpreisträger in dieser Sparte sind darin mit je einem Werk vertreten, das in den letzten drei Jahren entstanden ist und in Zusammenhang mit dem Begriff "Freiheit" (nicht nur der künstlerischen) steht. Jeder hat einen Gast mitgebracht - und damit für teils jugendliche Frische in der hochkarätigen Schau gesorgt.

    Die Ausstellung ist Teil der Feierlichkeiten zur Vergabe des "Memminger Freiheitspreises 1525" und mit finanzieller Unterstützung der Rudolf und Maria Machnig-Stiftung realisiert worden.

    Schon allein die Anzahl der ausstellenden Künstler (15) bringt eine facettenreiche Vielfalt an Grafik, Malerei und Fotografie mit sich, wie sie schon lange nicht mehr in einem Raum in Memmingen zu sehen war. Spannend ist dabei aber nicht nur, wie jeder Einzelne sich dem Thema nähert, auch die Korrelation zwischen den Künstlerpaaren, die bis auf eine Ausnahme (Kunerth/Kirschner) nebeneinander hängen, eröffnet ganz besondere Blickwinkel.

    Ganz nah an den Bauernaufstand heran tasten sich manche Exponate. Reinhard Blank etwa übersetzt die mittelalterliche Enge in eine großformatige, schwarze Tuschfläche, in der das zarte Pflänzchen Freiheit als Kirschblüte sprießt (zwölf für die zwölf Artikel). Freiheitsgedanken im Jahr 2009 formulierten dagegen Bekannte seines Gasts Kirsten Helfrich (Bregenz), die zu diesen klaren Aussagen Unschärfe-Fotos stellt, die sie mit einer Holga-Kamera aufgenommen hat.

    Arbeiter- und Bauernstaat

    "Bauern" und "Artikel" haben Agnes Keil und Peter Heel ganz wörtlich für ihre gemeinsame Fotoserie genommen, sich selbst mit Milchkanne und Heugabel, Traktorreifen und Latzhose in einer Art Bauernkalender abgelichtet - und dieses vordergründig witzige Szenario mit Anspielungen auf heutige Unfreiheiten (auch sexuelle) erweitert.

    In warholscher Verfremdung prangen Erich Honecker und Angela Merkel aus dem untergegangenen Arbeiter- und Bauernstaat daneben (Winfried Keller, München).

    Die Vernichtung von Freiheit durch die Zivilisation thematisiert Dieter Rehm mit seiner Fotografie von Pawnee-Indianer-Figuren. Alexandra Vogt (Unterkammlach) stellt ihnen ein verbundenes Pferd gegenüber.

    Schmutzig, beinahe nicht-farbig sind diesmal die Bilder des Künstlerpaares Wolfgang Marschner ("Boatpeople") und Peter Casagrande (Maitenbeth), in deren Werk sich sonst meist leuchtende Farblandschaften auftun. Ungewöhnlich kleinformatig geht Letzterer zudem in seiner Bilderserie an das große Thema heran, in der er etwa Zeitungsschnipsel (die Pressefreiheit?) mit dunklen Materialschichten verdeckt.

    Auch Dieter Schütz wählt Schwarz für die Darstellung einer Geschichte aus dem Alten Testament, dem Kampf um die Freiheit zwischen Jakob und Gott in Gestalt eines Engels. Kontrastreicher könnte die (schräge) vielfarbige "Himmelsleiter" von Horst Sauerbruch daneben kaum sein.

    Der Mensch in der Natur ist für Dieter Kunerth Inbegriff der Freiheit - er zeigt einen indonesischen Badenden. Umgeben von Natur sind auch die Figuren seines Künstlerpartners Bernd Kirschner (Konstanz) auf der Empore, wenngleich um die Komponente "Lust" erweitert. Und auch Helmut Ackermann spielt dort oben mit nackter Haut - allerdings nicht um die sexuelle Freiheit zu propagieren, sondern als Illustration zu Dürrenmatts "Achterloo", in dem die Politik im Polen der Solidarnosc reflektiert wird. Die Trikolore und damit die Fortsetzung der Bauernaufstände in der Französischen Revolution zeigt dazu plakativ Alex Fischer (Kempten).

    Dauer Die Ausstellung ist zu sehen bis Sonntag, 29. März, täglich von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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