Beim Bürgergespräch zum Tierschutzskandal auf einem Bad Grönenbacher Hof ist am Sonntagabend in der KultBox in Kempten eine hitzige Diskussion entbrannt. Besonders im Anschluss der Veranstaltung kam es zu teils sehr emotionalen Gesprächen. Zu der Veranstaltung hatte die Tierschutzorganisation "SOKO Tierschutz" eingeladen. Im Mittelpunkt sollte eine sachliche Diskussion um die Frage des Tierschutzes in der milchproduzierenden Landwirtschaft stehen. Am Ende wurde aber deutlich: Dieses Thema löst zurzeit vielen Emotionen aus und sachliche Gespräche sind nur schwer möglich. Vertreter aus Politik geladen Eingeladen hatte die "SOKO Tierschutz" Politik, Wirtschaft und Landwirtschaft. Dieser Einladung gefolgt waren allerdings nur vier Vertreter aus der Politik. Neben den Landtagsabgeordneten Dr. Dominik Spitzer (FDP), Gisela Sengl (Grüne) und Dr. Leopold Herz (Freie Wähler) war auch der ÖDP-Vertreter Michael Edenhofer beim Bürgergespräch dabei. Ergänzt wurde das Podium durch gleich zwei Vertreter der SOKO Tierschutz - darunter auch dessen Vorsitzender Friedrich Mülln. Videoüberwachung zum Wohl der Tiere Unter anderem ging es bei der Podiumsdiskussion um die Frage, wie künftig Tierschutzskandale in der milchproduzierenden Landwirtschaft verhindert werden können. Während sich alle politischen Vertreter darüber einig waren, dass die bereits vorhandenen Kontrollmechanismen sinnvoller eingesetzt werden müssen, gab es allerdings auch einige konkrete Vorschläge. Der FDP-Abgeordnete Spitzer schlug unter anderem eine Videoüberwachung von großen Ställen vor. Diese könne eine geeignete Maßnahme sein, um künftig tierschutzrechtliche Verstöße zu verhindern. Michael Edenhofer von der ÖDP forderte zusätzlich dazu, dass Tierschützern freier Zugang in Ställe gewährt werden müsse. Die Grünen-Politikerin Sengl schlug einen Sachkundenachweis für Rinderhalter vor. Zudem seien jetzt auch die Landwirte gefragt: Diese müssten sich laut und deutlich von "schwarzen Schafen" - wie dem Bad Grönenbacher Landwirt - distanzieren. Außerdem sehe sie vor allem die Politik in der Pflicht: "Der Massenmarkt Milch macht es notwendig, dass wir stark eingreifen", so Sengl. Laut Leopold Herz müssen Betriebe mit mehr als 500 Tieren künftig verstärkt durch unangemeldete Kontrollen überwacht werden. Gleiches gelte - so Herz weiter - auch für einschlägig bekannte Betriebe. Wortmeldungen von Landwirten Während des teils sehr emotional geführten Bürgergesprächs meldeten sich auch einige wenige Landwirte zu Wort. Diese kritisierten allesamt die Vorgänge auf dem Bad Grönenbacher Hof, appellierten aber auch dafür "dass nicht alle Milchviehhalter über einen Kamm geschert werden". Ihre Ausführungen wurden jedoch immer wieder von der Diskussionsleiterin unterbrochen, was gegen Ende zu einigem Unmut unter Teilen des Publikums führte. Entrüstung über Prämie für Hinweise Für viel Entrüstung sorgte am Ende der Veranstaltung der Organisator des Bürgergesprächs und "SOKO Tierschutz"-Vorstand Friedrich Mülln, der eine Prämie für Informanten auslobte. Er berichtete davon, dass häufig auch männliche Kälber aus wirtschaftlichen Gründen getötet würden. Unter anderem gebe es Fälle, dass den Tieren PU-Schaum in die Atemwege gespritzt werde und diese daraufhin langsam verenden, so Mülln. Für Hinweise auf derartige Fälle lobte der Tierschützer eine "Prämie" von 5.000 Euro aus.
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