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Hitlers Stellvertreter war Pate des Iselerlifts

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Hitlers Stellvertreter war Pate des Iselerlifts

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    Auf geschichtsträchtigen Skiaufzug folgen Sechser-Sessel Von Brigitte Horn Hindelang-Oberjoch Mit der Sechser-Sesselbahn am Iseler startet diese Woche eine Aufstiegshilfe, deren Vorgängerin wohl die geschichtsträchtigste des Allgäus ist. Fungierten doch ein Nazi-Bonze und ein Kropf-Spezialist als Paten des mitten im Krieg gebauten Skiaufzuges. Totengräber und Nachtwächter agierten als Kapos, und eine Sonthofer Genesungs-Kompanie stellte die Handlanger. Viele Details der Iselerlift-Anfänge sind Josef Haas zu verdanken, der als Neunzigjähriger seine Erinnerungen aufschreiben ließ. So wusste der ehemalige Betriebsleiter noch gut, dass der Hitler-Gefolgsmann Rudolf Heß 1935 erstmals nach Hindelang gekommen war, weil sich seine Frau bei Prof. Dr. Franz Gerl einer Operation unterzog, und das Ostrachtal von da an zu seinem Urlaubsdomizil erkor.

    Auf einer ihrer gemeinsamen Skitouren müssen der Stellvertreter des Führers, der Mediziner und der einheimische Skilehrer Adolf Mayer die Idee geboren haben, es den Oberstdorfern und Walsern gleichzutun und für die wachsende Schar begeisterter Brettelfans eine bequeme Aufstiegshilfe zu schaffen. Der stramme SS-Mann war sogar selbst dabei, als 1938 die Iseler-Hänge dazu vermessen wurden. Die im Jahr darauf in Leipzig gefertigten Metallteile für den Lift wurden jedoch erst mal in der Lexenmühle gelagert, weil der Zweite Weltkrieg ausgebrochen war. Ungeachtet der Kämpfe an der Front machten sich aber schon bald begeisterte Hindelanger Skiläufer für den Bau des Iselerlifts stark. Schließlich wurden Friedhofswärter Albert Mohr und Nachtwächter Ludwig Haberstock als Vorarbeiter verpflichtet, Zimmerermeister Josef Blanz konstruierte hölzerne Stützen und 16 Gehänge. Und der Hindelanger Karl Hafner als Kommandeur einer in Sonthofen stationierten Genesungs-Kompanie schickte Soldaten zum Arbeitseinsatz aufs Joch. Lift-Mitinitiator Rudolf Heß erlebte das alles aber nicht mehr mit, war der ranghohe NSDAP-Politiker doch im Mai 1941 bei einem geheimen Flug in England interniert und nach Kriegsende im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Als legendärer letzter Gefangener von Berlin-Spandau beging er schließlich 1987 Selbstmord. Seine Frau, die nach dem Internierungslager 1948 nach Hindelang zurückgekehrt war, kam auf dem Gailenberg im Haus des Malers Christian Modersohn unter, wo sie später im Erdgeschoss auch eine kleine Gastwirtschaft betrieb.

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