Kempten (mor). - Auf eine 45jährige Tradition kann das Familienpflegewerk Kempten heuer zurückblicken. In sechs Touren durch die Stadt werden rund 70 Familien und Patienten betreut. Eine der insgesamt rund 20 Mitarbeiterinnen des Familienpflegewerkes ist die 39jährige Monika. Neben anderen Aufträgen sind der Haushalt von Alex Sauer und die Erziehung des kleinen Tom ihr Job. Mit ihrem Auftraggeber gibt sie sich dabei fünf Tage in der Woche im wahrsten Sinne des Wortes die Klinke in die Hand: Kommt sie, geht der 36jährige zur Arbeit, kommt er heim, fährt sie zu einem weiteren Einsatz. Mit der schweren Krankheit seiner Frau änderte sich vor mehr als zwei Jahren der Alltag der kleinen Familie. Alles musste organisiert werden, die kranke Mutter benötigte Betreuung und Baby Tom forderte auch sein Recht. Und Vater Alex musste arbeiten. Über Bekannte hörte er vom Familienpflegewerk - und so kam Monika ins Haus. Mit dem Tod der jungen Mutter wenige Monate später war offiziell die Betreuung der 'haushaltsführenden Person' nicht mehr gegeben - somit laut Kassenverordnung auch kein Anspruch auf eine Haushaltshilfe mehr. Der kleine Tom hätte ganztags in eine Kinderkrippe gemusst. Doch für den jungen Vater stand außer Frage, dass er seinen Sohn abschieben wollte. 'Tom hatte die Krankheitszeit seiner Mutter erlebt, einen Umzug - eben im jungen Alter viele Veränderungen mitgemacht - und sollte möglichst normal aufwachsen, hatte sich an Monika gewöhnt.' Die Krankenkasse zeigte sich kulant, überbrückte vorerst zwei Monate, private Hilfe sicherte ebenso den Verbleib der Familienpflegerin.
Sponsoren gesucht Denn die Bezahlung der Familienpflegerin überstieg eindeutig das monatliche Budget des Justizbeamten. Fünf Stunden am Tag summiere sich auf 100 Stunden im Monat. Das mache 1500 Euro aus - mehr als der Mann netto ausbezahlt bekomme, zumal er nur auf einer zwei Drittel Stelle arbeite, um die restliche Zeit bei Tom sein zu können. Also machte sich Alex Sauer auf die Suche nach Sponsoren und wurde bei der 'Kartei der Not', dem Hilfswerk unserer Zeitung und bei ' Antenne Bayern hilft' fündig. Jetzt stehen nur noch wenige Monate aus, bis Tom ab September in den Kindergarten kommt. Während der Dreijährige auf die Frage nickt, ob er sich auf den Kindergarten freue, runzelt sein Vater die Stirn: 'Tom ist sehr anhänglich, ist auf Monika fixiert.' Schon jetzt macht er sich Gedanken: 'Sie darf nicht sofort ganz wegbleiben, sondern wenigstens zwei Nachmittage pro Woche zu uns kommen.' Dem stimmt auch die 39jährige Familienpflegerin zu. Eine abrupte Trennung täte dem kleinen Bub sicher nicht gut. Wobei sie aus ihrer Arbeit weiß: 'Die Kassen sind nicht mehr so großzügig. Einsparungen machen sich auch in der Familienpflege bemerkbar.'
Traditionsreich und innovativ Seinen Sitz hat das Familienpflegewerk Kempten g Gmb H seit 2005 in den renovierten Räume im neuen Familienpflege Centrum in der Leonhardstraße 14 in der Nachbarschaft zum Allgäu Stift Seniorenzentrum Marienheim. Diese Stiftungs-gruppe ist seit 2002 unter Beteiligung des Katholischen Deutschen Frauenbundes Kempten der Hauptträger der Familienpflege im Allgäu. Geleitet wird sie von Silvia Schley: 'Wir sind eine traditions-reiche und zugleich innovative ambulante Betreuungs- und Pflegeorganisation für die ganze Familie. Wir beraten, entlasten und unterstützen junge Familien sowie kranke und pflegebedürftige alte Menschen.'i Nähere Infos gibt es in der Leonhardstraße 14, 87437 Kempten (Allgäu) Tel. (0831) 18600. Wer etwas spenden möchte kann dies tun unter Familienpflegewerk g Gmb H, BLZ 733 500 00 bei der Sparkasse Allgäu, Kontonummer: 610 204 943, Betreff: Familie Sauer.