Eine Einführung in den Alltag im Clemens-Kessler-Altenheim erhielten die Besucher des Tages der offenen Tür. Sowohl Angehörige der Senioren als auch Außenstehende konnten sich über das Pflegeangebot des Seniorenheims informieren, "Essen auf Rädern" testen und in einem Seidenmalworkshop kreativ sein.
Vorbei an dem Tisch, auf dem die Preise für die Tombola präsentiert wurden, ging es durch einen Seitengang direkt zum Infostand der Gerontopsychiatrie. Dort wartete Klara Wattjes auf interessierte Besucher, um sie durch diesen Teil des Seniorenheimes zu führen. In der Gerontopsychiatrie sind diejenigen Bewohner untergebracht, die "weglaufgefährdet" sind, erklärt Wattjes. Zutritt erlangt man nur durch eine große Automatiktür, die die 51-Jährige mit ihrem Schlüssel entriegeln muss. Von hier führt ein langer Gang hin zur "Guten Stube", einem kleinen Speisesaal für die Senioren, die noch selbstständig essen können.
Plaudern am "Dorfplatz"
Ein "Highlight" für die vorwiegend demenzkranken Senioren in der Gerontopsychiatrie stellen die bemalten Wände dar, die vom Leistungskurs Kunst des Gymnasiums Marktoberdorf gestaltet wurden. So findet sich hier beispielsweise ein Wandbild in Form einer Bushaltestelle. Auf den Bänken "können sich diejenigen hinsetzen, die etwas suchen, um wegzukommen", meint Klara Wattjes. Auch der ein paar Schritte weiter gelegene, sogenannte "Dorfplatz" diene dazu, das "Gedankenchaos" in den Köpfen mancher Bewohner zu ordnen. Laut Wattjes biete es sich an, sich dort mit den Senioren hinzusetzen, gemeinsam das Bild zu betrachten und langsam ins Gespräch zu kommen. Dann erzählen die Demenzkranken gerne von Erinnerungen an ihre Vergangenheit. "So bringt man Ruhe hinein", so die 51-Jährige. Im zweiten Stock des Clemens-Kessler-Heimes befindet sich der sogenannte "Sinnesraum".
Die Idee dazu leitet sich vom holländischen "Snoezelen" ab - dem Aufenthalt in einem gemütlichen, warmen Raum, in dem die Sinne durch Düfte, Musik und Licht angeregt werden sollen, Palliative-Care-Fachkraft Annemarie Heider erklärt. Diese Art der Therapie wurde zunächst nur in der Behindertenbetreuung eingesetzt, aber auch für ältere Menschen mit Demenz, Wahrnehmungsproblemen oder Schlafstörungen sei sie optimal.
Ein paar Schritte weiter betreute Isolde Rossmanith das Seidenmalen für die Besucher. Einmal pro Woche wird die 46-jährige Maltherapeutin mit den Heimbewohnern im Malraum kreativ - am liebsten mit Wasserfarben und Buntstiften. "Ich richte mich danach, was die Senioren mögen", meint sie. Im Lauf der Zeit trauen sich die Senioren dann auch mehr, erklärt Rossmanith.
Auf diese Weise würden häufig tolle Ergebnisse erzielt. So seien selbst diejenigen, die noch nie einen Pinsel in der Hand gehalten haben, "stolz auf das, was sie fertiggebracht haben", meint die Maltherapeutin, denn "hier geht es nicht um Leistung, sondern um den Spaß am Malen".