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Hexenturm und Foltermethoden

Memmingen

Hexenturm und Foltermethoden

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    Unter den Arkaden des Steuerhauses mit ihrem südländischen Flair schützen sich die Kinder vor dem wenig sommerlichen Nieselregen dieses Ferientags. Mit Schirm und Anorak warten sie auf den Beginn einer von 40 Sommerferien-Aktionen des Stadtjugendrings: Auf dem Programm steht eine Führung durch die Altstadt.

    "Warum ich mitmache? Weil ich Dinge sehen will, die ich sonst nicht sehe", sagt der elfjährige Benedikt. Und Hannes ist dabei, "weil Mama es gesagt hat". Mit Stadtführerin Sabine Streck geht es zu einem alten Ziegel- und Tuffstein-Gebäude, das an den schiefen Turm von Pisa erinnert: "Hier wurden Hexen gefoltert", ruft Simon. Nicht ganz, weiß Streck. Zwar sei es möglich, dass der älteste noch erhaltene Stadtturm den Namen "Hexenturm" aus der Zeit der Hexenverfolgung hat, doch für Foltermethoden gab es ein anderes Bauwerk: den "Folterturm", der bis circa 1808 in der Zwinggasse stand. Die Ulmer Straße ist das nächste Ziel der Führung. Doch erst müssen die Kinder noch erraten, warum sich der Eingang des Hexenturms fünf Meter über dem Boden befindet. Keiner weiß es. "Weil auf dieser Höhe der alte Wehrgang verlief", so Streck.

    Altes Backsteintor

    Die Ulmer Straße erreichen die Buben und Mädchen über den "Einlaß". Durch dieses alte Backsteintor wären die 20 Kinder in früheren Zeiten nicht so leicht hindurch spaziert. "Zumindest nicht nachts. Denn da verschloss ein schweres Holztor den Eingang", erzählt Streck. Wollte man hinein, musste man lange klopfen und auf den Torwächter warten. Der hat dann meistens noch Geld verlangt.

    Die Teilnehmer an der Ferienaktion werden nicht zur Kasse gebeten, bevor sie Wissenswertes über die Ulmer Straße erfahren. "Die war früher in Arm und Reich geteilt", so Streck. Auf der Bachseite wohnten die Gerber, die im Wasser ihre Felle wuschen. Auf der anderen Seite reiche Kaufmänner wie Benedikt von Herman, der den Hermansbau errichten ließ. Nach einer guten Stunde erreichen die Kinder wieder den Marktplatz.

    Strecks letzte Frage: "Warum sind die Steine der Stadtmauer unterschiedlich groß?" Schweigen. "Weil Steine früher an Männerschuhen gemessen wurden. Und die Pantoffeln des 15. Jahrhunderts waren größer als die Schuhe aus der Zeit um 1850." (evh)

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