Es fing vor 16 Jahren mit einem Besuch beim Kinderarzt an. Da lernten sich Renate Bayrhof und Adele Hindelang kennen. Die heute 50-Jährigen hatten damals beide junge Zwillinge. Bayrhof die Mädchen Jessica und Sabrina, heute 18, Hindelang die Buben Lukas und Marius, heute 17. Die Frauen sprachen darüber, wie schwer es etwa ist, Kinderwägen für Zwillinge zu kaufen. Da entstand die Idee, einen Flohmarkt für Mehrlingsbedarf zu organisieren. Seitdem gab es jedes Frühjahr und jeden Herbst einen Markt. Heute findet er zum letzten Mal statt.
Beim ersten Flohmarkt im St.-Martin-Pfarrheim gab es bereits 23 Stände, erinnert sich Hindelang. Es war 'proppenvoll', sagt Bayrhof. Deshalb fand der dritte Flohmarkt schon im Rathaus statt. 'Bei 66 Ständen sind wir ins Modeon gewechselt', erzählt Hindelang. Seit 2003 ist der Markt nun dort.
Nicht nur Händler, auch Besucher kamen von weit her – auch aus dem Oberallgäu, Augsburg, Neu-Ulm und Österreich. Der Flohmarkt wurde zum Forum, in dem die Eltern Erfahrungen und Ratschläge austauschen konnten. Schließlich gehört zum Zwillinge Großziehen nicht nur, doppelt so viele Spielsachen und Kleidungsstücke zu kaufen, sondern auch, für zwei Kinder gleichzeitig zu sorgen.
Am Ende auch viele Väter dabei
Zuerst kamen ausschließlich Frauen zum Markt. Doch zuletzt waren Väter und Mütter gleichstark vertreten. Sogar ein Männerstammtisch mit Frühschoppen hatte sich etabliert. Von Anfang waren aber die Ehemänner der Organisatorinnen, Ulrich und Leonhard, eingebunden. Sie waren für den Verkauf von Kaffee und Kuchen zuständig. 'Das haben wir sehr gerne gemacht', sagt Ulrich Bayrhof. Und auch die Zwillinge und ihre Geschwister, Julian Hindelang und Daniel und Melanie Bayrhof, waren mit von der Partie. Sie verkauften selber ihre alten Sachen und halfen auf- und abbauen.
Nun endet die Ära des Zwillings- und Drillingsflohmarkts, zumindest unter der Regie von Bayrhof und Hindelang. Es habe schon Anrufe von möglichen Nachfolgern gegeben, doch genaues wollen die Frauen nicht sagen. Warum sie erst jetzt aufhören, obwohl die eigenen Zwillinge längst aus dem Alter heraus sind, in dem sie gleiche Klamotten brauchen? 'Weil es einfach schön war', sagt Hindelang. 'Es sind Freundschaften entstanden', ergänzt Bayrhof. Und warum hören sie dann überhaupt auf? Zum einen gebe es noch den Beruf: Hindelang arbeitet bei der Firma Dages in Stötten, Bayrhof im Bistro des Marktoberdorfer Hallenbades. Ulrich Bayrhof, da sind die Frauen einig, bringt es auf den Punkt: 'Man soll aufhören, wenn’s am schönsten ist.'
Doch auch in Zukunft wollen die zwei Familien Kontakt halten. Man werde ab und zu gemeinsam weggehen, so Hindelang. Und Bayrhof ergänzt lachend: 'Vielleicht fällt uns ja mal ein anderes Projekt ein.'
Zwillings-/Drillingsflohmarkt heute, Samstag, 14 bis 16 Uhr im Modeon