Ein Verfechter seiner 'Müettrschbroch' Von Thomas Niehörster Immenstadt Ein 'Universalgenie' nannte ihn Harald Dreher, Beauftragter der Stadt Immenstadt in seiner Begrüßungsrede anlässlich der Eröffnung der 'Seeweg-Tage' augenzwinkernd: Johann Seeweg ist in jedem Fall überzeugend, wenn es um Fotografie, Dichten oder Bluesmusik geht.
Vielen der zahlreichen Besucher, die sich zur Vernissage eingefunden hatten, ist Seeweg als ehemaliger Moderator von Radio Grünten noch gut bekannt. Er ist einer der wenigen, die es sich erlauben, gekonnt gegen den Strich zu bürsten. Der Künstler zeigt in der Immenstädter Schrannenhalle eine umfangreiche Ausstellung seiner Schwarz-Weiß-Fotos. Für den Fotografenmeister ('summa cum laude') ist fotografieren 'zeichnen mit Licht'. Wer schwarz-weiß fotografiert, müsse sich mit der Farbe auskennen, postuliert Seeweg - der müsse wissen, aus welchen Farben sich ein Schlagschatten zusammensetzt, um die entsprechenden Filter einsetzen zu können.
Liebe zum Nebel
Von seiner Kunst zeugen die emotional sehr ansprechenden Fotos mit Motiven aus der Natur und besonders im Nebel, den Seeweg liebt, wenngleich er sich auch sonst nicht mit dem Wetter auseinander setzt - das mache nur depressiv, sagt er.
Depressiv ist der Künstler mit der unverrückbaren Baseballkappe keineswegs. Manchmal ein nachdenkliches Schmunzeln, aber überwiegend herzhaftes Lachen begleitete die - wie er es nannte - 'Weltpremiere' seines Buches 'bled gschwätzt' mit feinen, hintersinnigen Gedichten und Gedanken, oft typografisch in eine Form gegossen, die fast unmöglich auf dem Computer geschrieben scheint. Hier merkt man ihm seine geistige Verwandtschaft zu Ernst Jandl und anderen Vätern des Dadaismus und der konkreten Poesie wie Eugen Gomringer an.
Dabei bleibt Seeweg ein absoluter Verfechter des Allgäuer Dialekts, seiner 'Müettrschbroch'. Auch wenn es im Jahr 2222 keine Wörter mehr mit einem 'e' gebe, wie er in seinem Gedicht 'dio oroborung dos allgaus' meint. 'Bled gschwätzt' unterliegt keiner Rechtschreibung und die darin enthaltenen Fehler seien durchaus gewollt, wie es im Vorwort steht. Man muss Seeweg unbedingt 'lesen sehen' - wie er im Laufe des Vortrags mit vergnügt blitzenden Augen zur Höchstform aufläuft und sich als Etymologe, als Wortforscher, outet.
Als Gäste lasen bei der Eröffnung Cornelia Beßler und Sepp Schmid aus ihrem Buch 'Schealewengesch' heitere Gedichte, für die die Zuschauer Zugaben verlangten. Cornelia Beßler, die Seeweg seit der gemeinsamen Schulzeit kennt, hatte ihm ein neues Gedicht gewidmet, das an seine Schulstreiche erinnerte. Und dann trat bis spät in die Nacht der Bluesmusiker Seeweg in Aktion. Obschon die Formation mit dem 'Universalgenie' an der Bluesgitarre, Erika Seeweg am Bass und Christian Preis am Schlagzeug seit etlichen Jahren nicht mehr miteinander gespielt hatte, perlten wieder die guten alten Songs der Rock und Blues-Größen durch die altehrwürdige Schrannenhalle.
Einen Abend seiner Ausstellung stellte Seeweg der Buchpräsentation von 'Freeride Allgäu' von Lucky Hehl und Alexander Freudig zur Verfügung. 'Freeride Allgäu' ist ein Bildband mit faszinierenden Farbfotos, der insbesondere die Zielgruppe jüngerer Skisportfans anspricht.
iDie Ausstellung in der Immenstädter Schrannenhalle ist noch bis zum Sonntag, 10. Dezember, täglich ab 10 Uhr geöffnet.