und die dünne Miss Na Hermine, Du siehst so nachdenklich drein. Was ist Dir denn über die Leber gelaufen? Ach gar nichts weiter, Heinrich. Ich hab\' mir vorhin die Ausstellung in der Sparkasse angeschaut, über die Währungsreform, die Mark und den Euro. Ja und?! Die ist doch sicher sehr interessant. Auf jeden Fall, Heinrich. Aber dort war auch zu lesen, was die Leute 1945 nach dem Krieg an Essen zugeteilt bekommen haben. Gerade mal 1050 Kalorien pro Tag, stell Dir mal vor. Hm , nicht sehr üppig. Und deswegen bist Du so in Gedanken? Weißt Du, dann hab\' ich noch das Foto von der 'Miss Bodensee' in der Zeitung gesehen. Und da frag\' ich mich halt, ob die vielen jungen Mädchen heute noch ganz normal sind mit ihrem Schlankheitswahn. Soooo dünn kann doch gar nicht mehr gesund und schön sein. Die Miss bleibt bestimmt unter den 1050, um dieses Figürchen zu halten. Ha, die bleibt sogar unter 50, wenn\'s um die Körbchengröße geht. He, nun schau nicht gleich wieder so böse, Hermine. War ja nur Spaß. Du hast völlig Recht. Manche übertreiben es wirklich. Andererseits: 'Mutter Beimer' ist auch nicht gerade mein Fall. Dann doch lieber die dünne Bodensee-Miss Siehst Du, Heinrich, ihr Männer seid alle gleich. Selber spachteln was reingeht, ohne Rücksicht auf Figur und Optik, und dann noch Ansprüche stellen, wie wir Frauen auszusehen haben. Ja nun Immerhin geltet ihr ja als das schöne Geschlecht und nicht wir, gell?! Schön Was heißt das schon? Was hab\' ich denn davon, wenn ich meine Figur immer auf die neuesten Nötigungen des Zeitgeistes hintrimme? Hunger wahrscheinlich. Und schlechte Laune. Zumindest heutzutage. Da feiert ja so ein Kleiderständer wie Twiggy wieder fröhliche Auferstehung. Aber das ändert sich noch, wirst sehen. Sag mal, bei der Ausstellung, da gab\'s doch sicher auch was übers Wirtschaftswunder, oder? Aber ja, Heinrich. Jede Menge. Auch Werbung von damals, Plakate, Fotos Lass uns nochmal hingehen und nachschauen, wie zu Ludwig Erhards Zeiten eine Miss hätte aussehen müssen. Und dann gehen wir ins Lokal um die Ecke und essen ein Schnitzel mit vielen Kalorien, von dem selbst die dicke Wirtschaftswunder-Lokomotive satt geworden wäre. Eine tolle Idee, Heinrich! Aber Du zahlst. Schließlich sind wir ja das schöne Geschlecht.
(belauscht von Bernd Buchfeld)