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" Herbert Knaup ist der ideale Kluftinger"

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" Herbert Knaup ist der ideale Kluftinger"

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    Von Michael Dumler |WiggensbachEin kalter Wind pfeift ums Hauseck der Familie Mayer-Kormann in Wiggensbach (Oberallgäu). Kamera und Mikrofone sind aufgestellt und haben ein paar Schaulustige angelockt. Es ist der erste Drehtag des Allgäu-Krimis "Erntedank". Weil es kalt ist, tut Bewegung gut. Und so betätigt sich vor dem Hauseingang der schlanke, groß gewachsene Schauspieler Herbert Knaup alias Kommissar Kluftinger als "Sensenmann". Um sich zwischen den Drehpausen warmzuhalten, vollführt er mit einer imaginären Sense typische Bewegungen.

    Schon seltsam. Ein ganz anderes Bild hat man als Romanleser von diesem kauzig-verschrobenen, gemütlich-dicken Kemptener Kommissar, der am liebsten Kässpatzen isst und in der Musikkapelle die große Trommel schlägt. "Der Herbert bringt etwas mit, das viel wichtiger als Körperfülle ist", sagt einer, den man sich aufgrund seiner Statur auch gut als Kluftinger vorstellen könnte: Regisseur Rainer Kaufmann. "Er hat den Allgäuer Rhythmus, so einen stumpfen Blick, aber in Wirklichkeit brodelt es in ihm." Ah ja, so sieht also ein gebürtiger Frankfurter uns Allgäuer.

    "Wir haben lange nach einem Kluftinger-Darsteller gesucht und tolle Dicke gehabt, aber es hat ihnen allen die Allgäuer Anmutung gefehlt", erzählt Kaufmann, der im vergangenen Jahr mit der Martin-Walser-Verfilmung "Ein fliehendes Pferd" für Aufsehen sorgte. Für Kaufmann ist Knaup als Allgäuer der ideale Kluftinger. Und mit August Zirner, der Kluftingers Intimfeind Dr. Langhammer spielt, habe man einen idealen Gegenpol. "Auf die Scharmützel der beiden freuen wir uns schon sehr", sagt Dr. Stephanie Heckner, die beim Bayerischen Rundfunk (BR) für die neue Heimatkrimi-Reihe zuständig ist und auch die Donna-Leon-Verfilmungen betreut.

    Ein gutes Drittel der Schauspieler komme aus dem Allgäu, erzählt Produzentin Katrin Holetzeck, die unter anderem auch Bully Herbigs Kino-Hit "Der Schuh des Manitu" produzierte.

    Es ist Mittagszeit: Ein paar Häuser weiter versammelt sich das Filmteam in der Wohnküche von Christine Herzner-Wagner. Nein, nicht Kluftingers geliebte Kässpatzen stehen auf dem Speisenplan, sondern Mangold-Gorgonzola-Suppe und Ragout vom Allgäuer Rind, Bio-Kartoffeln und Blaukraut. "Super, lecker", lobt nicht nur Regisseur Kaufmann. Gemeinsam mit der Kemptenerin Hermine Altstetter wird Herzner-Wagner in den nächsten vier Wochen das Catering des bis zu 70-köpfigen Filmteams - dazu gehören rund 40 Produktionsmitarbeiter und etwa 30 Schauspieler - übernehmen.

    Erstaunlich locker-entspannt ist die Atmosphäre am ersten Drehtag in Wiggensbach. Dies weiß auch Gerlinde Kormann zu berichten, deren Wohnzimmer und Garage für einen Tag umgekrempelt und "filmgerecht" eingerichtet wurden. "Ich bin begeistert, das funktioniert alles so selbstverständlich und so ruhig." In ihrem Haus wird eine Szene gedreht, in der Kluftinger (Knaup) und sein Mitarbeiter Hefele (Jockel Tschiersch) die Ehefrau des ersten Mordopfers besuchen. Gespielt wird sie von Crescentia Dünsser mit der Herbert Knaup vor über 20 Jahren schon einmal in einem Allgäuer Film zu sehen war, nämlich in Christian Wagners "Wallers letzter Gang". Ebenfalls dabei war damals die Schweizerin Sibylle Canonica, die in "Erntedank" die Sagen- und Märchenexpertin Frau Urban gibt.

    Am nächsten Tag steht der Filmanfang auf dem Produktionsplan: Kluftinger lädt Apfelkisten in seinen alten Mercedes, fährt damit zu einer Mosterei und wird prompt von der Polizei gestoppt und wegen Überladung zur Rede gestellt. Da werde es viel zu Schmunzeln geben, verspricht BR-Redakteurin Heckner.

    Komik und Kluftinger gehören eben irgendwie zusammen. Das weiß auch Regisseur Rainer Kaufmann: "Man wird in unserem Film auch lachen müssen."

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