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Helle Instrumentenklänge erquicken die Gemüter

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Helle Instrumentenklänge erquicken die Gemüter

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    Collegium Musicum Lindau begeistert in St. Coloman Von Philomena Willer Schwangau Die Kunst des Musizierens im Einklang mit dem Kirchenraum und dem spirituellen Fundament stand in dem Konzert des Collegium Musicum Lindau in der Wallfahrtskirche St. Coloman im Vordergrund. Collegium Musicum nennen sich vier Damen um den Lindauer Kirchenmusikdirektor Wilfried Bergmann. Und der Name Collegium Musicum schafft auch eine Verbindung zum Barock: Das von den Amtsgeschäften ermüdete Gemüt sollte durch Musik erquickt werden. Dies gelang dem Ensemble vorzüglich und wurde von der großen Zahl der Besucher entsprechend honoriert.

    Georg Philipp Telemann, der Berühmteste seiner Zeit, leitete selbst ein solches Collegium in Frankfurt am Main, später dann in Hamburg. Seine Kantaten waren Kernstück und Thema des Konzerts 'Hephata! Tu dich auf'. Und alsbald taten sich seine Ohren auf, aus dem Evangelium über die Heilung des Taubstummen. Heinrich Schütz wiederum komponierte seine letzten Meisterwerke just in den Jahren um 1670, als die Colomanskirche erbaut wurde. Die Wallfahrtskirche gilt als Verwirklichung barocker Kunstauffassung sowohl in der Architektur als auch was deren Stuckornamente betrifft.

    Kirchenmusikdirektor Wilfried Bergmann zeichnet in Oberschwaben und im ganzen Bodenseeraum seit Jahren für Orgel- und Chorkonzerte verantwortlich. Im Laufe des Konzerts übernahm er meist den basso continuo am Cembalo. In der Schütz-Motette von Psalm 29 , 'Bringt her dem Herrn, Ihr Gewaltigen' ­ als Lobpreis an den Eingang der musikalischen Stunde gesetzt ­ zeigte sich die Kunst der Orgel wie des Soprans. Mit Selbstverständlichkeit des Vortrags in allen Höhenlagen gab Elisabeth Straubinger (Reutte) die Farbenpracht und tiefe Religiosität des Werks wieder.

    Der Initiative der Füssenerin Petra Jaumann-Bader ist es wohl zu verdanken, dass in der jetzigen Konzertreihe des Collegiuim Musicum auch Schwangau gewählt wurde. Die Künstlerin sorgte bereits mit Auftritten der Gruppe Chalilio für eine gründliche Entstaubung der Blockflöte. In dieser Formation bringt sie zusammen mit den anderen Künstlerinnen einen frischen Zugang zur Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. Auf alten Instrumenten werden durchscheinend helle Klangfarben gespielt.

    Überragend die Übereinstimmung von Violine (Petra Weber-Lehmann, Marktoberdorf) und Sopranstimme in der Telemann-Kantate \'Da Jesu, deinen Ruhm zu mehren, die Stummen reden'. Das Rezitativ und die Arie 'Die Größe deiner Macht macht mich erstaunt und stumm', brachte Elisabeth Straubinger in solcher Intensität, dass man den Atem anhielt. In zwei Sonaten kam der höfisch-elegante Telemann zur Geltung und damit im Konzertieren die solistischen Qualitäten der Künstlerinnen.

    Die Barockvioline begeisterte im heftigen Vivace wie im galanten Affetuoso, ebenso die Flöte, virtuos neckend im Vivace, und die Gambe (Doris Seitner, München) im sanften Cantabile eines Stücks aus der Zeit, als das Instrument seine Blütezeit erlebte. Angereichert wurde das Programm mit fließenden Choralsätzen und Cembalo-Variationen, die im Raum eine fast private Atmosphäre aufkommen ließen.

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