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Heimspiel unterm Sonnenschirm

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Heimspiel unterm Sonnenschirm

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    Memmingen(vol). - Sechs Bierbänke, zwei Sonnenschirme, ein VW-Bus, ein paar Tapeziertische mit Prospekten und gelben Windrädern aus Papier: So sieht eine mobile Wahlkampf-Zentrale aus. Jedenfalls bei den Grünen. Vorstandssprecher Fritz Kuhn ist in seine Heimatstadt gekommen, um den Menschen zu erklären, warum sie am 22. September ihr Kreuz bei seiner Partei machen müssen. 'Haaaaallo!' Inbrünstig schmettert Grünen-Stadtrat Bernhard Thrul seine Begrüßung in die spärlich besetzten Bierbank-Reihen auf dem Marktplatz. Jetzt komme erst einmal eine Trommelgruppe, aber dann gehe es gleich los. Wilde Rythmen, vorgetragen von Sandalenträgern und stirnband-bewehrten Powerfrauen mit Doppelnamen beschwören für kurze Zeit den Geist vergangener Grünen-Tage. Dann betritt 'der Fritz' das Podium, im weißen Hemd, unter dem das Unterhemd durchschimmert (das Sakko hat er vorher ausgezogen). Ein Blick auf das Fritz-Mobil, auf dem ein Foto des Grünen-Chefs prangt, zeigt: Er ist es wirklich. Auch wenn seine Haare in echt gar nicht so grau aussehen, wie auf dem Bild.

    Über eine halbe Stunde lang redet er dann ohne Spickzettel, aber dennoch druckreif von Kernkompetenzen, vom 'Ede' und vom 'Guido' und dass die Wahl eine Richtungsentscheidung ist. Lässt sich nicht bremsen von kleinen Versprechern, etwa, dass 'Deutschland früher bundesweit Bremser' beim Klimaschutz war, wird nicht irritiert vom Partei-Banner hinter ihm, das just in dem Moment zusammenfällt, als er seine Stimme gegen die CSU erhebt. Erst als die Stirn schweißbedeckt ist, begibt er sich entspannt ins inzwischen merklich angewachsene Auditorium. Heute hatte er es leicht - Memmingen ist für ihn ein Heimspiel. 'Es ist ein besonders heimeliges Gefühl hier', wird er später zugeben. Auch seine Mutter lächelt zufrieden. 'Gut' fasst die 83-Jährige knapp den Auftritt ihres Sohnes zusammen. Interviews verzögern sich, weil Kuhn zwischendurch immer wieder Menschen umarmen muss, ihnen etwa ein freundliches 'Grüß Dich, Waltraud' schenkt, worauf die geherzte den Umstehenden erklärt, sie sei eine ganz, ganz alte Freundin des Vorstandssprechers. Für mehr Vertraulichkeit fehlt die Zeit, er müsse gleich weiter auf seiner Wahlkampfreise, sein Assistent darf aber an Ausgesuchte seine Handy-Nummer verteilen. Nicht einmal ein Essen bei Mama lässt der Termindruck zu. Aber eigentlich isst er sowieso nie vor Wahlveranstaltungen. 'Wegen der Kondition.'

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