Memmingen/Unterallgäu (tho). Seit dem Altertum zählt die Ringelblume zu den wichtigsten und bekanntesten Heilpflanzen. Ursprünglich aus Asien und Südeuropa stammend, fand sie bereits vor Jahrhunderten den Weg in unsere Bauerngärten. Die Bäuerinnen stellten aus den Blütenblättern der Ringelblume nicht nur wundheilende Salben und Öle her, sondern färbten auch lange Zeit Butter und Käse mit dem billigen Safranersatz. 'Ein alter Name für die Ringelblume ist Sonnenbraut', erzählt Tilman Schlosser vom Allgäuer Kräutergarten. Je mehr die Sonne scheint, desto stärker blühe sie. Als wetterfühlige Blume schließe die 'Sonnenbraut ihre Blütenköpfchen bei Regen und aufkommender Abendfeuchte. Blieben ihre Blüten am Morgen geschlossen, solle dies auf kommenden Regen hindeuten. Auch ein anderer alter Name der Ringelblume sagt viel über sie aus: 'Wucherblume' ist eine Anspielung auf ihr üppiges Wachstum. Wer in seinem Garten die anspruchslose, einjährige Pflanze aussät, kann sich auch in den kommenden Jahren an ihr erfreuen. Durch Selbstaussaat kommt sie in der Regel immer wieder. Dabei wandert die farbenfrohe Heilpflanze im Laufe der Jahre durch alle Bereiche des Gartens.
Gartendoktor Ärgern sollte man sich darüber allerdings nicht - die Ringelblume gilt als regelrechter 'Gartendoktor'. Sie fördert nicht nur die Bodengesundheit, sondern ist auch eine geeignete Randbegrenzung für Gemüse- und Blumenbeete. Schlosser nutzt sie gerne als Schneckenbarriere: Die Schnecken fressen dann vor allem die Ringelblumen und dringen nicht bis zum wertvollen Salat vor. Heilkundlich interessant sind vor allem die goldgelb bis orange gefärbten Blütenblätter der Ringelblume. Sie enthalten ätherisches Öl, Farbstoffe, Bitterstoffe und Glykoside. Gepflückt werden die Blüten, die den größten Gehalt an wertvollen Substanzen an sonnigen Standorten entwickeln, an sonnigen Tagen. Dabei erstreckt sich die Erntezeit von Juni bis weit in den Herbst hinein: 'Im Bauerngarten erntet man am besten alle zwei Tage', erklärt Schlosser, 'dann bildet die Ringelblume keine Samen aus, sondern immer wieder neue Blüten. Berühmt ist die wundheilende, desinfizierende und entzündungshemmende Wirkung der aus den Blüten hergestellten Öle, Salben und Cremes. Besonders einfach herzustellen ist dabei laut dem Kräuterfachmann das Ringelblumenöl. Dazu wird ein weithalsiges Schraubglas zur einen Hälfte mit frischen Ringelblumenblüten, zur anderen Hälfte mit gutem Olivenöl gefüllt und drei Wochen lang in die Sonne gestellt. Danach werden die Blüten abgeseiht. Das Ergebnis dieser Prozedur: Ein gutes Wundheilöl, mit dem auch entzündete Brustwarzen und wunde Babypopos behandelt werden können. Die getrockneten Blütenköpfchen ergeben auch einen magenschonenden Tee. Tilman Schlosser empfiehlt zum Trocknen einen luftigen, trockenen Ort: 'Dann hält sich auch die schöne Farbe.' i Ringelblumen gelten im Garten als regelrechte Bodenheilpflanzen. Zwischen Rosen oder Karotten gepflanzt, vertreiben sie zum Beispiel Nematoden (Bodenälchen). Gut geeignet sind sie auch zur Gründüngung. Bei dieser einfachen Methode zur Bodenverbesserung und Düngung werden Ringelblumen als Zwischenfrucht gepflanzt. Mit ihren Wurzeln binden die Ringelblumen die Nährstoffe und verhindern so deren Auswaschung aus dem Boden.