Der Weiler Hattenhofen muss sein Abwasser zentral nach Marktoberdorf entsorgen. Mit 10:6 Stimmen hielt der Stadtrat in seiner Sondersitzung am Montag an seinem Beschluss aus dem Jahr 2003 fest. In den Jahren danach hatte sich eine kontroverse Diskussion darüber entsponnen, die darin gipfelte, dass sich 75 Prozent der Hattenhofener für eine dezentrale Lösung in Form von Kleinkläranlagen oder einer Pflanzenkläranlage aussprachen. Die Fechsener wiederum sollen, entgegen dem früheren Beschluss, ihr Abwasser selbst entsorgen können.
Auch im Stadtrat waren die Meinungen unterschiedlich. Beispiel SPD: Wolfgang Hannig plädierte dafür, den Mehrheitswillen der Hattenhofener zu respektieren. Die Bürger seien über Verantwortung und Risiken aufgeklärt worden. Fraktionskollegin Jutta Jandl hielt am zentralen Anschluss fest, weil Einzellösungen nicht preiswerter seien.
Ebenso sei die CSU-Fraktion unterschiedlicher Ansicht, räumte Fraktionschef Markus Singer ein. Er persönlich favorisierte die Anbindung Hattenhofens an Marktoberdorf, zumal diese im Freiwasserspiegel, also ohne zusätzliche Pumpen, problemlos möglich sei.
Eugen Kögel (CSU) empfand die Ausgaben für die Stadt als "richtig heftig. Die Einzellösung ist für die Bürger und die Stadt eine gute und preiswerte Alternative."
"Bürger sind mündig genug"
Clara Knestel (Grüne) machte sich erneut für die örtliche Lösung stark: "Die Bürger sind mündig genug, ihr Abwasserproblem fachgerecht zu lösen." Außerdem sei der Reinigungsgrad einer Pflanzenkläranlage mindestens genauso gut wie im Klärwerk.
Vom Grundsatz her sei er für Hauskläranlagen, erklärte Wolfgang Schmid (Freie Wähler). Es sei jedoch zu befürchten, dass unter den Hattenhofenern im Hinblick auf eine dezentrale Einrichtung keine Einigung zu erzielen ist. Deshalb und weil Abwasser und Oberflächenwasser im Trennsystem entsorgt werden sollen, sei die Fraktion mehrheitlich für die zentrale Lösung. Dabei sei sich die Fraktion bewusst, betonte FW-Sprecher Peter Grotz, dass diese Variante die Stadt wesentlich teurer komme.
Zuvor hatte Stadtbaumeister Peter Münsch deutlich gemacht, welche Kosten auf die Kommune zukommen, falls sich der Stadtrat gegen die große Lösung entscheidet. Da seien zum einen die Fördermittel für das Regenüberlaufbecken bei Geisenried, das damals auch wegen Hattenhofen in dieser Größe gebaut worden war. Inklusive Zinsen müsse die Stadt bis zu 140000 Euro zurückzahlen. Zum anderen hatte die Stadt von etlichen Hattenhofenern Abschlagszahlungen für den Anschluss an Marktoberdorf erhalten.
Selbst wenn kein Kanal gebaut werde, sei ein Straßenausbau nötig. Hattenhofen brauche eine neue Wasserleitung und eine Straßenentwässerung. Und an diesen Kosten seien die Bürger ohnehin beteiligt.
Planungsvertrag kündigen
In Fechsen bleibt es bei der dezentralen Form der Abwasserbeseitigung. Mit 12:5 Stimmen hob der Stadtrat den Beschluss auf, den Leuterschacher Ortsteil an Marktoberdorf anzuschließen, nachdem sich die Fechsener mit nur einer Ausnahme in einer Unterschriftenaktion dagegen gewehrt hatten.
Nun müssen die Fechsener die Entsorgung von Schmutz- und Oberflächenwasser selbst regeln - mit allen Konsequenzen, wie im Stadtrat deutlich wurde. Die Stadt müsse sehen, zu welchen Bedingungen sie den Planungsvertrag mit dem Ingenieurbüro kündigen kann, sagt Münsch. Bisher seien dafür bis zu 40000 Euro angefallen. (af)