sorgen für Zoff Langohren müssen jetzt wieder ins Kinderzimmer Kempten (pa). Mit viel Geld und Hirnschmalz soll bekanntlich in den nächsten Jahren der nördliche Bereich des Stadtteils Thingers aufgewertet werden. Zu den erklärten Zielen des Förderprogramms gehört auch die 'Verbesserung der nachbarlichen Beziehungen'. Wie schwierig das in manchen Fällen werden kann, zeigt sich schon im Kleinen am Beispiel eines aktuellen Hasenstreits in einer Wohnanlage an der Straße Im Thingers.
Insgesamt 24 Parteien wohnen dort, die Eheleute Martin und Theresia Zeitler schon seit 28 Jahren. Mit den Nachbarn, ebenfalls langjährige Mieter, sei man früher immer gut ausgekommen. Doch seit dem vorigen Sommer hängt in der Sozialbau-Wohnanlage der Haussegen gewaltig schief, und zumindest vordergründig sind daran Zeitlers Hasen schuld. Hasen derzeit sind es sechs, plus zwei Meerschweinchen hält Zeitler seit zehn Jahren. Und zwar im früheren Kinderzimmer seiner Drei-Zimmer-Wohnung. Weil die Viecher auch mal an die frische Luft müssten, so der 60-Jährige, stellt er in der wärmeren Jahreszeit auf der Grünfläche ums Haus mal hier, mal dort Laufgitter für die Langohren auf.
Darüber haben sich andere Mieter bei Sozialbau beschwert. Deren Chef Herbert Singer hat daraufhin Zeitler mitgeteilt, der 'Tierhaltung im Freien' auf der Allgemeinfläche könne nur zugestimmt werden, wenn er mit den Nachbarn zu einer 'einvernehmlichen Lösung' komme. Ergebnis: 17 Mitbewohner waren mit den Hasen einverstanden, fünf waren dagegen. So eindeutig, wie es scheint, war dieses Resultat freilich auch nicht. Denn auf Nachfrage der AZ sagten Mieter vom anderen Ende der Wohnanlage: Was der Zeitler bei sich da vorn macht, ist uns egal. Aber bitte nicht vor unserer Tür!
Für Martin Kaiser, den zuständigen Mann bei Sozialbau, ist das wieder einmal so ein schwieriger Fall, bei dem meist 'Einzelpersönlichkeiten das eigentliche Problem' seien und in dem er 'die Balance zwischen verschiedenen Interessen' herstellen soll. Einen einzelnen Hasengegner hätte er wahrscheinlich ignoriert, aber bei fünf habe er nun mal nein sagen müssen. Kaiser sieht auch den Grundkonflikt: Einerseits wolle man die Außenanlagen in Thingers beleben, andererseits gebe es eine rigide Haus- und Wohnordnung, auf die Mieter pochen könnten.
'Drauf ankommen lassen'
Und da steht von Hasen auf dem Rasen nun mal nichts drin. Also müssen die Viecher zurück ins Kinderzimmer. Zeitler will ihnen trotzdem weiter ihren Auslauf gönnen und es 'drauf ankommen lassen, was dann kommt'. Zuerst wird Kaiser kommen und noch einmal freundlich mit ihm reden. Dann kommt ein nicht mehr ganz so freundlicher Brief vom Sozialbau-Anwalt und schließlich der Hausmeister, um die Hasen in die Wohnung zu befördern. Der weitere Verlauf ist noch offen.
Auf die Frage, was sie denn eigentlich gegen die Hasen habe, führt eine Mitbewohnerin vor allem die Störung der Mittagsruhe ins Feld. Nicht durch die Hasen selbst, aber die zögen heimkehrende Schulkinder an und die machten Lärm. Und dazu belle die ganze Zeit Zeitlers Dackel. Und Ärger mit dessen acht Katzen gebe es auch. Und überhaupt, 17 Haustiere: 'Massentierhaltung gehört doch nicht in eine Drei-Zimmer-Wohnung'.