Bisher waren in den vergangenen acht Jahren oftmals die Berggipfel im Kleinwalsertal 'seine Kirche', seit drei Wochen ist es die St. Mang-Kirche in Kempten. Hier hat Pfarrer Hartmut Lauterbach die 2. Pfarrstelle der St. Mang-Kirchengemeinde inne. 'Es ist ein schönes, traditionelles und sehr atmosphärisches Gotteshaus', schwärmt der 44-Jährige. In diesen ersten Wochen sind ihm die Gespräche mit den Kirchenvorstehern, Mitarbeitern, Gemeindegliedern besonders wichtig. Sein erster Eindruck: 'Wir haben hier ein sehr gutes Team an motivierten Helfern und Unterstützern.'
Die wird Lauterbach auch brauchen, denn auf den Nachfolger des Pfarrehepaares Marlies und Ulrich Gampert warten viele unterschiedliche Aufgaben: 'Die Südhalle der St. Mangkirche muss saniert werden, der Turm hat Risse, die man auf ihre Bedrohlichkeit abklären muss, und eine große Orgelreinigung steht auch bevor.' Das alles sei nötig, damit die zentrale evangelische Kirche in Kempten 'gut dastehe'.
Diesen Begriff will der 44-jährige Seelsorger aber auch für die Gläubigen sehen. Sein Anliegen ist es, 'Angebote für Menschen mit der Erkennbarkeit von Kirche zu schaffen, zu fördern'. Als gelungene Beispiele nennt er hier die Kirchenmusik oder das 'Stern-schnuppern' im Advent, bei denen die Menschen gern und zahlreich in die St.-Mang-Kirche kommen.
'Das Haus der Kirche war und ist für mich stets ein Ort, in dem Menschen unterschiedlicher Generationen im Glauben zusammenfinden, Atem holen, ihre Lebenserfahrungen tauschen und gemeinsam vor Gott zur Sprache bringen', vermittelt Lauterbach seine Überzeugung.
Ein halbes Jahr etwa will sich der neue Pfarrer Zeit geben, um die Alltagsstrukturen seiner Arbeit kennen- und einschätzen zu lernen. Wie viel Aufwand braucht die Verwaltung, wie viele Taufen und Beerdigungen wird es geben? Wie viel Zeit bleibt für zusätzliche Angebote?
Mit Vernetzungsarbeit und Kooperationen mit Vereinen und Gruppen möchte der gebürtige Bayreuther 'Kirche niederschwellig zugänglich' halten/ machen. Im Kleinwalsertal gelang das oftmals auf den Berggipfel, hier in der Stadt reifen bereits andere Ideen, mit denen er Menschen für Kirche begeistern möchte. Die freilich will er erst mit seinen Kirchenvor-stehern und Mitarbeitern abklären. Persönliche Austausche sind da ebenso hilfreich wie eine Klausur mit dem neuen Kirchenvorstand im nächsten Februar. 'Es ist wichtig, mittelfristige Ziele zu haben und umzusetzen statt immer nur davon zu reden, was man tun könnte.' Demzufolge nimmt er die Erfahrungen und Meinungen der Mitarbeiter ernst. 'Sie wissen, was schon alles probiert wurde, wissen, was gelingen könnte, was nicht.'
Bisher ist Pfarrer Hartmut Lauterbach mit seiner Art der Gemeindeführung gut gefahren: Sowohl in seinem Vikariat in Augsburg, seiner Pfarramtsführung der Kirchengemeinde Ebersdorf bei Coburg und schließlich im Kleinwalsertal. - Die Entscheidung für Kempten haben auch seine Frau Tamara und sein Sohn Kilian mitgetragen. 'Der Wechsel kommt richtig. 'Meine Frau kann hier wieder als Religionspädagogin arbeiten und unser Sohn hat schulisch alle Möglichkeiten', so der Familienvater. Gleichwohl bleibt das Kleinwalsertal nah genug, um weiterhin Kontakte zu pflegen.
Ähnlich wie seinerzeit Ulrich Gampert ist Pfarrer Hartmut Lauterbach vorwiegend mit dem Fahrrad in Kempten unterwegs. Dennoch: Allein durch die Tatsache, dass er kein Stellenteiler ist, wird seine Arbeitsweise von seinem Vorgänger unterscheiden. 'Das wissen die Gläubigen auch', signalisiert Lauterbach.