Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Hansjörg Zeller organisiert 2012 seit 30 Jahren den Bierzeltbetrieb beim Gunzesrieder Viehscheid

Alpabtrieb

Hansjörg Zeller organisiert 2012 seit 30 Jahren den Bierzeltbetrieb beim Gunzesrieder Viehscheid

    • |
    • |
    Hansjörg Zeller organisiert 2012 seit 30 Jahren den Bierzeltbetrieb beim Gunzesrieder Viehscheid
    Hansjörg Zeller organisiert 2012 seit 30 Jahren den Bierzeltbetrieb beim Gunzesrieder Viehscheid Foto: Christian Steinmüller

    Ratatatam. Nach einem beschwingten Schlussakkord setzen die Musiker im Festzelt beim Gunzesrieder Viehscheid ihre Instrumente ab. Hansjörg Zeller, Braumeister der Rettenberger Brauerei Engelbräu, interessiert das weniger. Er zapft hinter dem Ausschanktresen einen Maßkrug nach dem anderen voll.

    Gerade zur Mittagszeit herrscht für ihn und sein Team Hochbetrieb. Denn wenn vor den weißen Planen die letzten Rinder an ihre Besitzer zurückgegeben werden, füllt sich das Zelt schlagartig. Das Schönste ist für mich, wenn alles läuft. Die Musik spielt, die Leute sind gut drauf und die Technik macht keine Mucken. Dann hab ich einen ruhigen Scheid, erzählt Zeller. Tiefe Lachfalten durchziehen den Teil seines Gesichts, der nicht vom dichten Rauschebart verdeckt wird. Bereits zum dreißigsten Mal regelt der Mittfünfziger den Betrieb im und ums Festzelt im Gunzesrieder Tal. Mit rund 1300 Stück Vieh und etwa 10 000 Besuchern ist dort einer der größten Viehscheide im Oberallgäu.

    Hektik? Die gibt es bei ihm selten. Das macht die Erfahrung. Was für die Gäste vor dem Tresen wie Stress pur aussieht, ist für Zeller und sein Team Routine. Ein Gast nach dem anderen wird der Reihe nach abgefertigt. Kommt eine Bedienung, hat sie Vorrang. Die meiste Arbeit fällt für den Braumeister jedoch schon Wochen vor dem eigentlichen Scheidtag an.

    Nach dem Scheid ist vor dem Scheid

    Wie heißt es so schön? Nach dem Scheid ist vor dem Scheid, sagt der Rettenberger. Das Wichtigste sei für ein Scheidzelt nämlich, dass es Musik gibt. Da muss man furchtbar schnell sein. Musikgruppen sind bald ausgebucht. Deshalb engagiert Zeller meist gleich nach dem Fest die Musikanten für das Folgejahr. Und – man glaubt es kaum – das machen wir auch mit den Klowagen so, die sind nämlich genauso begehrt.

    Ein lautes Klirren lässt den Braumeister kurz innehalten. Eine Bedienung klaubt mit einem entschuldigenden Blick die Scherben eines Maßkrugs auf. Zeller zuckt nur kurz mit den Schultern. Das passiert. Rund 200 Bierkrüge gehen durchschnittlich im Festzelt beim Gunzesrieder Scheid zu Bruch. Das ist alles eingeplant, wenn Zeller und seine 15 Mitarbeiter drei Tage vor dem Scheidtag das 55 mal 25 Meter große Zelt bestücken. Mit mehr als zehn Fuhren bringen sie dann drei Pilswagen, Kühlwagen, Container mit rund 8000 Litern Bier und Radler, 250 Kisten Getränke, Tische und Bänke für 3000 Sitzplätze und mehr als 1000 Meter Schläuche und Kabel ins Gunzesrieder Tal.

    Aufbauen, anschließen, darauf achten, dass alle Hygienevorschriften beachtet sind: Ich hab vor dem Scheid schon ein bisschen was zu tun, kommentiert Hansjörg Zeller trocken.

    Von sechs Uhr in der Früh bis vier Uhr am nächsten Morgen regelt er dann den Zeltbetrieb. Schaut, wo Not am Mann ist, hilft, wo er helfen kann.

    Läuft alles gut, ist in nur wenigen Tagen der Scheidplatz wieder leer. In der Brauerei wird die Ausstattung gewaschen, gewartet und verstaut. Es gibt die Nachbesprechung. Was lief gut? Was muss man anders machen? Welche Verträge werden gleich fürs nächste Jahr abgeschlossen? Danach wird es auch für Hansjörg Zeller wieder ruhiger. Da geh ich dann erst mal eine Woche zum Segeln – alleine, nur für mich. Denn Rinder und jede Menge Trubel habe er den Sommer über genug.

    Doch ein bisschen freut er sich schon während der Auszeit auf das nächste Jahr. Auf seine Bekannten, die er nur einmal im Jahr beim Scheid sieht, auf die Stimmung. Denn nach dem Scheid ist vor dem Scheid.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden