Scherbe, Stein, Papier: So in etwa lässt sich beschreiben, womit Hanni Gfrerer ihren Feierabend verbringt. Die Anwohnerin der Hinteren Insel geht abends gerne an den Bodensee.
Schwimmen, den Sonnenuntergang genießen, Steine sammeln – das ist die schöne Seite des Strandes an der Karlsbastion. Die unschöne sind Unmengen von scharfkantigen Scherben, die sie jeden Tag unterhalb der Mauern findet, und an denen auch sie sich schon die Füße aufgeschnitten hat. "Und das", sagt die 64-jährige Lindauerin, "ist ein Zustand, den ich unerträglich finde."
Doch anstatt nur zu schimpfen, tut Hanni Gfrerer etwas: Ausgerüstet mit einem Plastikbehältnis sammelt sie die Scherben und oftmals auch Kronkorken ein. Fast jeden Abend, nach ihrer Arbeit in einem Bekleidungsgeschäft – weil sie findet, dass man als Nutznießer all der schönen Dinge auch die Pflicht habe, etwas für deren Erhaltung zu tun: 'Wir leben hier wunderschön, wie im Paradies, und ich will, dass das so bleibt. Deshalb trage ich meinen Teil dazu bei.' Unter anderem auch, indem sie andere dazu anhält, sich verantwortungsvoll zu verhalten.
Vor allem abends sind es überwiegend junge Menschen, die den Platz an der Karlsbastion für feucht-fröhliche Zusammenkünfte nutzen. 'Die spreche ich dann schon auch an und bitte sie, ihren Unrat wieder mitzunehmen und vor allem keine Flaschen von oben auf die Steine fallen zu lassen', erzählt Gfrerer. Die Jugendlichen zu verteufeln läge ihr fern, und sie wolle auch keine 'Spaßbremse' sein. 'Aber das Problem mit den Glasscherben und die daraus resultierende Verletzungsgefahr sind mittlerweile massiv, und hier muss eine Lösung gefunden werden.' Sie setzt auf gesunden Menschenverstand.