Von Birgit Weißenbach, Bad Grönenbach/Unterallgäu - Riesige Hagelkörner prasselten am vergangenen Donnerstag auf Bad Grönenbach nieder (wir berichteten). Die Bilanz: zerschlagene Dachziegel und zerborstene Fensterscheiben. Jetzt wird aufgeräumt: Dachziegel werden ersetzt und der Schaden begutachtet. 'So etwas war noch nie da', sagt Sieglinde Neumair. Die Inhaberin des gleichnamigen Blumengroßhandels steht im wahrsten Sinne des Wortes vor einem Scherbenhaufen: Das Glas der Gewächshäuser ist vom Hagel zerschlagen worden, die Scherben sind über die Blumenkästen und den Fußboden verteilt. Mitarbeiter sortieren die kaputten Geranien aus. Die tennisballgroßen Hagelkörner durchschlugen 5500 Quadratmeter Glas und ebenso viel Folie, die über einzelne Gewächshäuser gespannt ist. Neumair wagt es nicht einmal mehr, durch die Blumenhäuschen zu gehen, denn die Scherben liegen größtenteils in Planen, die normalerweise die Blume vor der Sonne schützen. Jetzt hängen sie von der Decke herab und drohen herabzubrechen. 'Für den Schaden kommt zwar die Versicherung auf', sagt sie. Doch die vielen tausend Glassplitter müssen erst einmal beiseite geschafft werden. Finanziell ging es noch einmal glimpflich ab: 'Denn das Hauptgeschäft fand bereits vor 14 Tagen statt.'
Böses Erwachen am Morgen Auch das Stalldach von Landwirt Peter Endres wurde in Mitleidenschaft gezogen. Seit Tagen bedeckt eine 700 Quadratmeter große Folie das Dach, das tausend Quadratmeter groß ist und unter dem Stroh und Futter lagern. Sandsäcke sorgen dafür, dass die Folie oben bleibt. Noch in der Unwetternacht begutachtete Endres das Dach von außen und ging wieder beruhigt schlafen. Das böse Erwachen für den Familienvater kam am nächsten Morgen, als er in seinen Stall schaute: Das Dach ist komplett mit faustgroßen Löchern übersät. Seiner Schätzung nach ist von jeweils zehn Platten nur eine einzige unbeschadet geblieben. Eine Platte misst zwei Quadratmeter. 'Wind darf keiner kommen, sonst ist die Folie weg', ist der Landwirt besorgt. In Bad Grönenbach wird derzeit an allen Ecken aufgeräumt: Kleinlaster von Dachdeckern säumten gestern die Straßen. Mitarbeiter des Bauhofs beseitigten von Straßen Blätter und Splitter von Dachplatten und Fenstern. Adolf Mildenberger vom Bauamt in Bad Grönenbach war im Ort unterwegs, um sich die Schäden an den gemeindlichen Gebäuden anzusehen. Was den Schaden betrifft, will er noch nichts sagen: 'Ich kann nicht einmal über den Daumen eine Schätzung machen.' Seit Tagen werden die Dächer des Ortes von Dachdeckern bevölkert. Die örtlichen Unternehmen sind ausgebucht. 'Jetzt kommen sie sogar vom Ostallgäu und von Kempten, fahren mit ihren Bussen umher, um Kunden zu suchen', erzählt Schreiner Klaus Specht. Besonders erwischt hat es die Anwohner in der Memminger Straße. Bei der Schreinerei Pfister beispielsweise beschädigten die Körner das ganze Dach. Noch in der Nacht 'stopfte' Hubert Pfister die Löcher mit Schaum, damit der Regen nicht seine Maschinen zerstört.