Auch wer gerade keine Wohnung, kein Auto und keinen Partner sucht, für den könnte es sich trotzdem lohnen, den privaten Anzeigenteil der Zeitung zu durchforsten. Immer wieder stößt man auf lustige, skurrile oder auffallende Anzeigen.
Wir greifen uns diese in einer Serie heraus, machen aus, wer sie geschaltet hat - und erzählen die Geschichte hinter der Anzeige. Haustausch! Wir bieten älteres Einfamilienhaus im Kraichgau, zwischen Karlsruhe und Heilbronn. Wir suchen älteres Einfamilienhaus oder kleinen Bauernhof in ruhiger Lage, nähe Kempten-Buchenberg.
"Manch einer sagte, ich spinne und dass man so etwas vielleicht nach dem Krieg gemacht habe. Sogar meine Kinder waren gegen die Idee" sagt die 72-jährige Margarete. Doch unbeeindruckt von aller Kritik fährt sie fort: "Aber ich glaube daran, einen Gleichgesinnten zu finden".
Und so hat die Rentnerin vor Kurzem eine Zeitungsannonce geschaltet, in der sie ihr Haus in dem Dörfchen Oberderdingen im Kraichgau (Baden-Württemberg) feilbietet. Dafür will sie jedoch nicht etwa einen hohen Geldbetrag, sondern nur eine Zukunft im Allgäu - mittels Haustausch.
"Mein Lebensgefährte Karl und ich sind inzwischen alt und möchten in die Nähe der Kinder ziehen", erklärt Margarete ihre Beweggründe. Darum sollte das mögliche Tauschhäuschen am besten im Oberallgäuer Buchenberg stehen, denn dort führen Sohn und Tochter eine Gaststätte.
Bisher gab es noch keine Resonanz, doch Margarete und der 67-jährige Karl glauben daran, dass es vielleicht noch klappt: "Vor vielen Jahren hatten wir schon einmal Erfolg mit einer eher außergewöhnlichen Anzeige", berichtet Margarete. Damals suchten sie eine Wohnung am Bodensee, "aber niemand wollte zwei Personen mit Hund". Also schrieb 72-Jährige ärgerlich in die nächste Annonce: "Verdammt, gibt es denn in der ganzen Stadt keinen tierlieben Vermieter, der eine Familie mit Hund nimmt?" - und schon hat es geklappt. "Der Vermieter damals war so begeistert von dieser Ehrlichkeit", sagt Margarete und lacht noch heute über ihre verrückte Aktion.
"Vielleicht klingt das Ganze wirklich ein wenig blauäugig", gibt die Rentnerin zu. "Aber eventuell gibt es eine junge Familie, die beruflich aus dem Allgäu weg muss", sagt Margarete. Die Arbeitschancen stünden gut, da das Örtchen nahe Heilbronn und Karlsruhe liegt. Außerdem sei die Gegend schön, das Wetter mild und die Gärten im Weinbaugebiet fruchtbar, wirbt Margarete. "Und in unserer alten Hütte kann man gut leben".
Sie selbst seien nicht anspruchsvoll. "Uns reichen drei Zimmer, wir wollen ja keine Partys mehr feiern", sagt die 72-Jährige. Wenige Treppen und eine ruhige Gegend wären schön. Nur eines dürfte auf keinen Fall fehlen, sagt Margarete: "Eine Garage. Bei dem vielen Schnee im Allgäu. Das kennen wir ja gar nicht".
Und sie fügt hinzu: Es gefällt mir wirklich gut dort, aber im Winter ist es ganz schön kalt". Da heißt es warm anziehen, sollte es mit der Zukunft im Allgäu klappen.