Beim Derblecken auf dem Nockherberg ist sie eine der wichtigsten Personen. Einen Tag später steht Christine Haderthauer im Foyer des Lindenberger "Löwen" und spricht vor gut 100 Bürgern über "Familienpolitik als Sozialpolitik der Zukunft".
Sie ist so etwas wie das weibliche Gesicht der CSU. 49 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Frauen. Christine Haderthauer könnte die erste Ministerpräsidentin Bayerns werden, glauben nicht wenige CSU-Anhänger im Löwen-Foyer. Ihr Auftritt dort ist der sechste Termin an diesem Tag. Stress ist ihr nicht anzumerken.
In Alltagsregelungen, die Details des Politik-Alltags, begibt sie sich bei ihrem Vortrag in Lindenberg nicht. Sie bleibt beim Grundsätzlichen und vertritt da pointiert konservative Positionen.
In der Gesellschaft hat sie den Verlust von Bindungen ausgemacht, gerade in Familien. Sie sind in den Augen der Ministerin der Ort, an dem Kinder erzogen, Wert vermittelt werden sollten. Haderthauer ist nicht gegen Krippenplätze, wohl aber dagegen, sie Eltern aufzuzwingen. "Ich glaube nicht, dass junge Familien kleine Kinder bekommen, um sie gleich outzusourcen", sagt sie.
Haderthauer macht sich stark für eine gleiche Bezahlung von Frau und Mann. Bayern sei das Land mit der höchsten Frauenerwerbsquote, wahrscheinlich aber auch das Land mit der höchsten Frauenaltersarmut, sagt sie. Ein Grund ist die schlechte Bezahlung klassischer Frauenarbeitsplätze, beispielsweise in der Kranken- oder Altenpflege. "Sie werden bei uns deshalb so schlecht bewertet und bezahlt, weil sie früher in den Familien umsonst erledigt worden sind", sagt die Ministerin.
Diese Tätigkeiten aufzuwerten, anstatt Frauen in Männerberufe zu drängen, hält Christine Haderthauer für den richtigen Weg. "Wir", sagt die Ministerin, "werten weibliche Lebensentwürfe auf dem Weg zu immer mehr Gleichberechtigung immer mehr ab." Haderthauer ist kein Kind der Frauenquote, sie bekennt sich aber offen zu ihr. "Ich bin nicht dafür, dass wir die Quote gesetzlich fordern aber, dass wir heftig damit drohen", sagt die Fachanwältin für Arbeitsrecht. "Denn ohne Druck und ohne Schmerz ändert sich nichts."
"Nah am Bürger" ist das Motto der CSU, wie Daniele Kraft, Kreisvorsitzende der Frauen-Union am Beginn der Abends erläutert.
Christine Haderthauer nimmt das am Ende ihres Vortrages wörtlich: Fragen aus dem Publikum sind zwar nicht vorgesehen, dafür nimmt sich die Ministerin Zeit für Einzelgespräche. Wer ein Anliegen hat, kann mit ihr darüber reden. Ein Dutzend Bürger nutzt die Gelegenheit - die Ministerin macht Notizen, verspricht, sich um die Dinge zu kümmern. Sprüche von Christine Haderthauer Klassenstärken "Wenn Bildungsläufe nicht gelingen, liegt das sicher nicht daran, dass fünf Kinder zu viel in einer Klasse sind." Vertrauen von Frauen zu Frauen "Trauen wir der Mutter, die frisch entbunden hat, das Gleiche zu, wie dem graumellierten älteren Herrn?" Karriere "Frauen haben die besten Abiturnoten, sind die besten Hochschulabsolventinnen. Mit den guten Noten werden wir gerne genommen, aber bis an die Spitze schaffen wir es nicht."
Bezahlung und ihr Zusammenhang mit Männerinteressen "Was sind die bestbezahlten Tätigkeiten in unserer Gesellschaft: Fußball spielen und Autorennen fahren. Unglaublich. Stellen sie sich vor, wenn Altenpflege und Kindererziehung das Beste wäre, was sich Männer vorstellen können. Wie sähe unsere Welt aus?"