Kempten (vog). - 'Ich dachte schon, ich bekomm' hier eine auf die Mütze.' Mit dieser Vermutung lag Bundestagsabgeordnete Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk beim Parteitag des SPD Unterbezirks Allgäu Bodensee allerdings falsch. Statt verbaler Prügel gab's am Samstag im Gasthaus 'Stift' nur lobende Worte für die Mitinitiatorin des Mitgliederbegehrens, das sich gegen die von Bundeskanzler Gerhard Schröder geplanten Reformen der Sozialsysteme richtet. 'Danke, dass Du so viel Energie in das Mitgliederbegehren steckst', war aus den Reihen der Allgäuer Sozialdemokraten zu hören. Denn durch die geplante weitere Aufweichung des Kündigungsschutzes oder durch Kürzungen bei der Arbeitslosen-Hilfe würden keine Arbeitsplätze geschaffen, waren sich die rund 40 Genossen einig. Zuvor hatte Skarpelis-Sperk erklärt, warum sie viele Punkte der so genannten Agenda 2010 nicht mittragen könne: So seien die geplanten Reformen sozial ungerecht und somit unpopulär. Außerdem würden sie zu mehr Arbeitslosigkeit führen.
'Das ist für eine sozialdemokratische Partei eine mörderische Mischung', sagte die Abgeordnete aus Pfronten und betonte zugleich: 'Die SPD muss die Schutzmacht des kleinen Mannes sein.' Glücklicherweise gebe es ja bereits Signale, dass einzelne Punkte der Agenda verändert werden (wir berichteten). Genaueres wollte sie dazu allerdings nicht sagen. Mit Blick auf das geplante Reform-Paket hielt einzig die SPD-Landtagskandidatin Claudia Sigolotto aus Lindau der Abgeordneten entgegen: 'Der Sozialstaat muss auch bezahlbar sein.' Das ist richtig, entgegnete Skarpelis-Sperk. Aber man dürfe nicht am falschen Ort sparen. Vielmehr müsse in die Zukunft der Jugend investiert werden, die später in die Sozialkassen einzahlen. Ihnen müsste eine gute Ausbildung ermöglicht sowie eine innovative Wirtschaft und eine intakte Umwelt hinterlassen werden. Darüber hinaus waren sich die Abgeordnete und die Kandidatin darin einig, dass man Reformen zuerst in den einzelnen Gremien ausarbeiten sollte, bevor sie in die Öffentlichkeit getragen werden. 'Denn ein Gegeneinander bringt nichts', betonte Sigolotto. Bei diesem Stichwort wandte sich Unterbezirks-Vorsitzender Manfred Heeb mit einem Augenzwinkern an Skarpelis-Sperk: 'Wie kompromissbereit bist Du? Wirst Du es auf einen Sturz des Kanzlers ankommen lassen?' Das liege keinesfalls in ihrer Absicht versicherte die Ostallgäuer Politikerin: 'Ich habe keine Sehnsucht nach der Oppositions-Rolle' (weiterer Bericht vom Parteitag folgt).