Füssen(güb). - Das Gymnasium Füssen will seinen neusprachlichen Zweig durch einen wirtschaftswissenschaftlichen ersetzen. Damit sollen die Schüler der Region eine größere Auswahl bekommen. Denn derzeit wird der neusprachliche Zug sowohl in Füssen als auch in Hohenschwangau angeboten. Frühestens im Schuljahr 2003/04 könnte die neue Ausbildungsrichtung in Füssen starten - falls die Eltern der betroffenen Schüler zustimmen. Derzeit ist das Gymnasium Füssen ein mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium mit neusprachlichem Zweig. Das heißt: Alle Schüler lernen Englisch ab der 5. Klasse und entscheiden sich in der 7. Klasse für Französisch oder Latein. Wer Französisch wählt, ist automatisch im mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig. Wer dagegen in der 7. Klasse Latein nimmt, kann sich in der 9. Klasse immer noch zwischen dem neusprachlichen Zweig (in Füssen Französisch als dritte Fremdsprache) oder dem mathematischen Zweig entscheiden. Nun soll der neusprachliche Zweig dem wirtschaftswissenschaftlichen weichen. Bei dieser Richtung wird ab der 9. Klasse verstärkt Wirtschafts- und Rechtslehre sowie Wirtschaftsinformatik unterrichtet. Laut Jürgen Hackenberg, dem Direktor des Füssener Gymnasiums, soll die Änderung des Schulzweigs den Schülern 'eine größere Auswahl' bescheren. Denn derzeit wird an der einzigen Nachbarschule in unmittelbarer Nähe, dem Gymnasium Hohenschwangau, genau die gleiche Ausbildungsrichtung wie in Füssen angeboten.
Hackenberg bedauert außerdem die 'Unkenntnis' vieler Gymnasiasten im politischen und wirtschaftlichen Bereich. Dieses Defizit sei 'ein großer Nachteil' für die Gesellschaft. Oft seien Realschüler in diesen Bereichen besser informiert als Abiturienten. Seine Idee, den Wirtschafts-Zweig einzuführen, sei sowohl beim Elternbeirat als auch beim Arbeitskreis Schule und Wirtschaft auf 'große Zustimmung' gestoßen. Auch gut drei Viertel des Lehrerkollegiums stimmten dafür. Die Sorge einiger Lehrer, dass Sprachen nach dem Zweigwechsel zu kurz kommen könnten, teilt Hackenberg nicht. So werde im kommenden Schuljahr (nach einer Neuregelung in der Schulordnung) in der elften Klasse Spanisch unterrichtet. Schüler können dafür ihre erste oder zweite Fremdsprache ablegen. Die Änderung des Zweiges sei 'sozialverträglich zu machen', meint Hackenberg. So seien in den vergangenen Jahren vermehrt Lehrer des neusprachlichen Zweiges ausgeschieden. Für den Wirtschafts-Zweig werden voraussichtlich zwei neue Lehrer benötigt. Derzeit unterrichtet nur ein Lehrer Wirtschaft und Recht am Gymnasium Füssen. Für den Antrag auf Änderung des Zweiges muss das Gymnasium eine Stellungnahme des Sachaufwandsträgers, dem Landkreis Ostallgäu, einholen. Über das Thema berät der Kreisausschuss am Montag, 16. September, um 9 Uhr im Landratsamt in Marktoberdorf. Letztendlich entscheidet Kultusministerin Monika Hohlmeier über den Wunsch der Schule. Wann der neue Zweig startet, hängt dann auch von den Eltern der betroffenen Schüler ab. Diese werden voraussichtlich im kommenden Frühjahr informiert und befragt. Wenn sie nichts gegen den Wechsel einwänden, könnte der neue Zweig schon im Schuljahr 2003/04 starten.