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Gutes Futtermittel braucht keine Gentechnik

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Gutes Futtermittel braucht keine Gentechnik

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    Interview mit Karl Schneider zur 'gentechnikfreien Region' Maierhöfen Hergatz/Maierhöfen (az). Der Gemeinderat Maierhöfen hat dem Antrag des Ortsbauernobmanns Hans-Peter Frommknecht zugestimmt, mit einem Schild am Ortseingang die Gemeinde als gentechnikfreie Region auszuweisen. Die Maierhöfener Landwirte verpflichten sich, auf gentechnisch verändertes Futter und Saatgut zu verzichten. Wir sprachen mit Futtermittelproduzent Karl Schneider von der Staudachmühle (Gemeinde Hergatz) über diese Initiative.

    Herr Schneider, wie viele Kunden haben Sie in der Gemeinde Maierhöfen?Karl Schneider: Als einer von nur zwei Futtermittelherstellern in der Region haben wir natürlich viele Kunden in Maierhöfen, wie auch im übrigen Westallgäu. Die genaue Anzahl kann ich nicht nennen, weil etliche unsere Produkte über den Handel beziehen. Können die Maierhöfener Landwirte auch nach Unterzeichnung der Selbstverpflichtung in der Staudachmühle einkaufen?Schneider: Fast alle unsere Futtermischungen für Milchkühe enthalten keine gentechnisch veränderten Rohstoffe. Also muss bei diesen Futtern gemäß den seit April 2004 geltenden Vorschriften auch keine gentechnische Veränderung deklariert werden. Ein solches Futtermittel ist für den Landwirt, der es erwirbt, folglich gentechnikfrei, weil auf dem zugehörigen Etikett nichts anderes zu lesen ist. Insofern kann ein Landwirt aus Maierhöfen also auch nach Abgabe der Selbstverpflichtung Futtermittel bei uns kaufen. Man sollte aber auch wissen, dass für unvermeidbare oder zufällige Verschleppungen von gentechnisch verändertem Material ein gesetzlicher Schwellenwert von 0,9 Prozent gilt, es muss also nicht deklariert werden, wenn ein Futtermittel zum Beispiel 0,5 Prozent GVO (gentechnisch veränderter Organismus, Anm. d. Red.) enthält. Verschleppung ist eine technisch unvermeidbare Verunreinigung, die zum Beispiel in großen Hafenanlagen entstehen kann, wenn gentechnikfreie Rohstoffe nach gentechnisch verändertem Material verladen werden. Mit dem Schwellenwert von 0,9 Prozent trägt der Gesetzgeber dem Problem Rechnung, dass es heute praktisch nicht mehr möglich ist, Verschleppungen vollständig zu vermeiden. Der Grund hierfür ist, dass heute bei Soja bereits etwa 80 Prozent der Welternte gentechnisch verändert ist. Aus diesem Grund ist es nicht mehr möglich, die Warenströme von GVO- und Nicht-GVO-Soja in Transport, Umschlag und Lagerung überall vollständig auseinander zu halten. Ebenso besteht keine Deklarationspflicht für Vitamine oder andere Zusatzstoffe, die unter Umständen mit Hilfe von Gentechnik hergestellt worden sind. Kann in der Futtermittelproduktion überhaupt ganz auf die Gentechnik verzichtet werden?Schneider: Um gute Futtermittel herzustellen braucht man grundsätzlich keine gentechnisch veränderten Rohstoffe, da diese keinerlei Vorteile hinsichtlich der für Futtermittel wichtigen Kriterien wie Futterwert, gesundheitlicher Wert, Futteraufnahme, Verträglichkeit aufweisen. Unser Problem ist aber, dass einige unserer Hauptrohstoffe wie Soja, Raps und Mais auf lange Sicht überwiegend nur noch als gentechnisch veränderte Sorten verfügbar sein könnten, bei Soja ist das ja bereits heute der Fall. Im Bereich Milchviehfutter - gerade im Grünland - ist es derzeit noch relativ einfach, weil man nicht unbedingt Sojaschrot als Eiweißträger benötigt. Sehr viel schwieriger ist es bei Futtermitteln für Masttiere, in denen Sojaschrot die hochwertigste pflanzliche Eiweißquelle darstellt. Ein weiteres Problem ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Landwirtschaft. Denn gentechnikfreie Futtermittel sind nun mal teurer und verteuern somit die ganze Produktion. Wie stehen Sie zu der Idee, mit einem Schild eine Region als 'gentechnikfrei' auszuweisen?Schneider: Als politische Aussage gegen eine zunehmende Anwendung von Gentechnik in der Landwirtschaft kann ich die Auslobung von gentechnikfreien Regionen verstehen. Es stört mich aber, dass mit dem Wort 'gentechnikfrei' suggeriert wird, dass Gentechnik zu hundert Prozent

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