Lindenbergl sgö l'Was denken Sie denn, was Fußballspieler damals so im Durchschnitt gelaufen sind? Nehmen wir beispielsweise Günter Netzer', fragte Bernhard Gutowski das sachkundige Publikum der Volksbankgalerie Lindenberg. 'Der hat sich doch gar nicht bewegt', so die prompte Antwort. Dann eben Wolfgang Overath, dem Gutowski eine Laufleistung von 'rund acht Kilometern' bescheinigte. Zum Vergleich: Heute laufen Spieler in der Championsleague, dem bedeutendsten europäischen Fußballwettstreit, zwischen elf und zwölf Kilometer pro Partie. 'Die Spielgeschwindigkeit hat sich unheimlich erhöht', erklärt der Referent, der bei der WM 2006 für DFB und FIFA selbst Spiele beobachtete.
Eben diese Tempoverschärfung ist eines der größten Probleme für die Unparteiischen. Denn die Folge eines schnellen Spiels sind mehr Fouls und höhere konditionelle Anforderungen an die Referees. 'Es gibt in der Bundesliga keinen Schiedsrichter, der die 3000 Meter nicht in zwölf Minuten läuft', sagte Gutowski und fügte zur Verblüffung der Zuhörer an, wer der wahre 'Kilometerfresser' auf dem Rasen ist: 'Ein Champions-League-Schiedsrichter läuft im Schnitt 14 Kilometer'.
Wie schnell das Spiel besonders international geworden ist, mussten die Anwesenden am eigenen Leib erfahren. Gutowski warf mit einem Beamer einige Abseits- und Foulszenen auf die Leinwand, das Publikum musste ohne technische Hilfe - sprich Zeitlupe - entscheiden. 'Eine klare Schwalbe', versicherte einer der knapp 20 Zuseher. Erst in der Wiederholung war aber zu erkennen, dass der Verteidiger den gegnerischen Stürmer gleich mit dem ganzen Arm im 16-Meter-Raum umschlungen hatte. 'Es geht so schnell und der Schiedsrichter muss in Sekundenbruchteilen entscheiden', weiß Gutowski.
'Fußball lebt von Fehlern'
Dennoch wehrt sich der Experte, der selbst bereits seit 33 Jahren als Unparteiischer auf dem Feld aufläuft, gegen technische Hilfsmittel. 'Der Fußball lebt von Emotionen und Fehlern. Außerdem garantiert die Technik keinen Erfolg', meint er. So habe ein Schiedsrichter beim Test des Chip-Balls bei einem 0:0-Unentschieden zur Halbzeit gleich sieben Tore auf seiner Uhr angezeigt bekommen. Normalerweise sollte der Chip nur dann einen Treffer signalisieren, wenn der Ball durch ein Magnetfeld im Tor die Linie überschritten hat. Bei jedem knappen Fehlschuss über oder neben den Kasten wurde aber dennoch ein vermeintlicher Torerfolg gemeldet.