Von Jörg Heinzle|LandsbergIn der Kirche ist für die CSU die Welt noch in Ordnung, genauer gesagt in der Landsberger Katharinenkirche. Dort wurde vor der ersten Sitzung des neu gewählten Kreistags ein Gottesdienst gefeiert. Landrat Walter Eichner (CSU) war bester Laune, als er nach der Feier die Treppe des Kirchhofs hinunterging. 'Sehen sie', sagte er, 'hier haben wir sogar eine Zwei-Drittel-Mehrheit.' Seine Rechnung: Etwa 40 der 60 Kreisräte saßen in den Bänken und lauschten dem, was ihnen der katholische Pfarrer Rainer Hartmann und sein evangelischer Amtskollege Detlev Möller mit auf den Weg gaben.
Die gute Laune verlor der Landrat auch später nicht, als sich die Mitglieder des neuen Kreistags zum ersten Mal im großen Sitzungssaal des Landsberger Landratsamtes versammelten. Schließlich lief alles nach Plan. Bereits um 11.50 Uhr konnte CSU-Mann Peter Ditsch an einem der Stehtische im Foyer des Amtes bei Schweinsbraten und Kartoffelsalat locker plaudern - nicht mehr 'nur' als Bürgermeister von Prittriching, sondern als neuer Stellvertreter des Landrats. In geheimer Wahl hatten 35 Kreisräte für ihn gestimmt - nur wenige mehr, als die 31 Stimmen, die er benötigte. CSU und SPD hatten sich im Vorfeld abgesprochen. Im Gegenzug wurde die seit vielen Jahren aktive Landsberger Genossin Ruth Sobotta zur weiteren Landrats-Vertreterin berufen.
Leer gingen dagegen die Grünen aus. Sie hatten ihre Fraktionschefin Monika Groner gleich zwei Mal ins Rennen um die Landrats-Vertretung geschickt. 'Ich kandidiere nicht gegen eine Person, sondern, um dem Auftrag der Wähler gerecht zu werden', sagte die Psychologin und Juristin, die bis vor wenigen Tagen noch Bürgermeisterin der Gemeinde Unterdießen war. Sie begründete ihre Kandidatur damit, dass CSU und SPD bei der Wahl deutlich verloren, die Grünen hingegen kräftig zugelegt hätten. 'Es entspricht demokratischen Gepflogenheiten, das Amt der Stellvertreterin an eine andere Fraktion als die CSU zu vergeben', sagte sie. Groner scheiterte zwar, konnte aber mit über 20 Stimmen einen Achtungserfolg für sich verbuchen.
Dass Groner ihren Hut in den Ring geworfen hat, ist auch ein Zeichen dafür, dass die Grünen im Kreistag künftig mit mehr Gewicht auftreten wollen als bisher. 'Wir haben drei Sitze hinzugewonnen', sagte Groner, 'wir sind selbstbewusst.' Das neue grüne Selbstbewusstsein zeigte sich auch bei der Vergabe von Verwaltungsrats- und Referentenposten. So erhob die Fraktion unter anderem Anspruch auf einen Sitz im Verwaltungsrat der Sparkasse - allerdings ebenfalls vergeblich, denn die CSU-Bewerber bekamen die Mehrheit.
Dass auf die Kreisräte eine Vielzahl von Entscheidungen warten, kündigte der Landrat bei der konstituierenden Sitzung an. Er zählte über ein Dutzend Projekte auf - vom geplanten Ärztehaus am Klinikum bis zu Erweiterung des Münchner Verkehrsverbunds. Und er versprach, für ein gutes Klima im Kreistag sorgen zu wollen. Ähnliches hatte zuvor beim Gottesdienst auch Pfarrer Detlev Möller formuliert: 'Suchen sie nach Lösungen, die gut sind für alle und mit der Wahrheit zu tun haben.'