Neugablonz Gestern, kurz vor 5 Uhr morgens: Bei Familie Zeitler in der Glasschleiferstraße klingelt es Sturm. Das Ehepaar denkt zunächst an einen "Klingelputzstreich", die vielen Lichter und Stimmen machen Daniela Zeitler dann aber doch stutzig. Schon beim Betreten ihres Balkons ruft die Nachbarin: Bei Hillebrand brennt´s."
Durchsagen mit Lautsprecher
Das Feuer ist am Freitag in der Werkstatt des Neugablonzer Kleinbetriebes ausgebrochen. Die Wehren verhindern ein Übergreifen der Flammen auf das benachbarte Chemikalienlager. Polizeibeamte evakuieren die umliegenden Häuser. Radiomeldungen und Lautsprecherdurchsagen der Bereitschaftspolizei warnen die Bevölkerung vor einer nach Norden ziehenden Rauchwolke. Zu diesem Zeitpunkt ist noch unklar, ob der Qualm giftige Gase enthält. Die Menschen werden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Für die 31 Anwohner, die ihre Wohnungen verlassen müssen, ist eine Notbetreuung im Gablonzer Haus eingerichtet. Daniela Zeitler kommt mit der 15 Wochen alten Tochter Lena und Ehemann Ulf bei dessen Mutter unter, die selbst bei Hillebrand arbeitet.
"Angst haben wir keine, allerdings ist die Kleine nicht begeistert, dass wir sie geweckt haben", so die 29-Jährige. Um das Haus sorgen sie sich zwar nicht, an Schlaf ist aber nicht zu denken.
Bereits nach ein paar Stunden dürfen die Zeitlers und alle anderen Bewohner wieder nach Hause zurückkehren. Geschäftsführer Thomas Schmidt macht sich unterdessen gemeinsam mit seinen Eltern und einigen Mitarbeitern ein Bild der Zerstörung. "Es ist schon ein großer Teil verbrannt, das Gebäude ist einsturzgefährdet und muss abgerissen werden." Die Seniorchefin Inge Schmidt ist bestürzt: "Das war unser Gründerhaus, damit hat damals alles angefangen. Aber ich bin froh, dass niemand verletzt wurde."
Schaden in Millionenhöhe
Auch die anliegende Galvanik ist von dem Feuer betroffen, obwohl es dort selbst nicht gebrannt hat. "Es ist alles voller Ruß, die ganzen Bäder sind nicht mehr zu gebrauchen. Ein neues Becken allein kostet schon um die 80000 Euro", erklärt Thomas Schmidt. Deshalb tippt er auch auf einen Schaden in Millionenhöhe. Dazu kommen die Ausfälle in der nächsten Zeit. 15 der 25 Mitarbeiter werden die kommenden Wochen nicht arbeiten können. "Wir haben aber eine Versicherung für derartige Fälle, sodass sich keiner sorgen muss." Nun gelte es, zusammenzuhalten und weiterzumachen, so Inge Schmidt.
Die Kriminalpolizei Kaufbeuren geht derzeit von einem technischen Defekt als Brandursache aus. Aus bislang ungeklärter Ursache habe sich im Polierbereich ein automatisch gesteuertes Entfettungsbad eingeschaltet und erhitzt.
" Allgäu Rundschau