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Grün, träge und mit Flip verwandt

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Grün, träge und mit Flip verwandt

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    Burgberg (bil). - Sie ist rund 44 Millimeter lang, grün, ziemlich träge und entfernt mit Biene Majas bestem Freund Flip verwandt. Flip ist ein Grashüpfer, er gehört zu den Heuschrecken. Genauso wie die 44 Millimeter lange träge Wanstschrecke. Sie ist deutschlandweit gefährdet. Doch im Allgäu, genauer gesagt am Grünten, fühlt sich die Heuschrecke pudelwohl. Dort leben laut dem Diplom-Biologen Andreas Nunner rund 10 000 bis 30 000 Stück. Wie die Wanstschrecke auf den Berg kam, weiß niemand so genau. Nunner vermutet jedoch, dass sie irgendwann im ganzen Allgäu verbreitet war und das Vorkommen am Grünten ein Überbleibsel davon ist. Sicher ist laut dem gebürtigen Kemptener aber, dass die Heuschreckenpopulation auf dem Grünten etwas ganz Besonderes ist. 'Ich dachte früher, dass dort etwa 1000 Stück leben. Eine Dichtezählung auf einer Probefläche ergab, dass es mindestens 10 000 und höchstens 30 000 Wanstschrecken sein müssen', schildert Nunner, der im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums die Heuschrecken am Grünten untersuchte. Wer sie sehen will, muss hoch hinaus, erklärt der Mitarbeiter eines Tübinger Biologen-Büros.

    Der Lebensraum der Wanstschrecke erstrecke sich von rund 1400 Meter Höhe bis zum Gipfel des 1738 Meter hohen Grüntens. Dass sie sich nur Höhenluft um die kurzen Fühler wehen lässt, liegt an der speziellen Beweidung dort oben. 'Die Wanstschrecke klettert gerne durch die Krautschicht. Sie lebt deshalb nur auf Wiesen, die spät gemäht werden', sagt Nunner. Er lobt die Alpbauern am Grünten, die das Vieh erst ab Mitte Juli auf die hohen Weiden lassen. Und so den Wanstschrecken bis zum Hochsommer ihr Versteck im hohen Gras lassen. Erkennen kann man die seltene Heuschreckenart nach Angaben des Biologen an dem sehr fleischigen Körper - dem dicken 'Wanst', von dem die Tiere auch ihren Namen haben. 'Sie bewegen sich sehr langsam und könne nicht fliegen.' Ein recht träges Tier, das aber ruhig träge sein darf, weil es kaum Feinde hat - so lange der Mensch den Lebensraum nicht verändert. Fachmann Nunner erkennt die Wanstschrecke auch am 'Gesang', ihrem 'schwirrenden, hohen Zirpen, das am Schluss ins Stocken gerät. Wie wenn ein Motor absäuft', erklärt Nunner. Es dient - wie bei den meisten Heuschrecken - dazu, die Weibchen anzulocken. Die Wanstschrecke erreicht das, indem sie ihre kurzen Flügel aneinander reibt. 'Flip, der Grashüpfer aus dem Biene Maja-Zeichentrickfilm, reibt die Beine hingegen am Flügel.'Die Wanstschrecke kommt im Alpenraum sonst nur noch in Kärnten, der Steiermark und dem Wallis vor, so Nunner.

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