Oberallgäu (ell/uw/pts). Als großen Politiker aus dem Allgäu, der die Bodenhaftung nie verloren hat, würdigten politische und berufliche Weggefährten von Ignaz Kiechle den früheren Landwirtschaftsminister. Im Alter von 73 Jahren ist er auf seinem Hof bei Kempten nach längerer Krankheit verstorben. Oberallgäuer Freunde und Kommunalpolitiker erinnern sich. Gebhard Kaiser, Landrat Oberallgäu: Bundesminister a. D. Ignaz Kiechle war für mich ein großer Allgäuer und Schwabe. Er hat die Belange auch der Allgäuer Bauern in hervorragender Weise vertreten. Leider haben ihn nicht immer alle ganz verstanden. Er war für mich langjähriger politischer Weggefährte und Freund, und hat mich schon als junger Bürgermeister besonders unterstützt. Sein Fortgang schmerzt mich sehr. Gerd Bischoff, Bürgermeister von Immenstadt: Wir waren persönliche Freunde, auch über seine politische Amtszeit hinaus haben wir uns zum Gedankenaustausch getroffen. Sein Tod geht mir sehr nahe. Seit ich mit 17 zur Jungen Union kam, sind wir eine weite Strecke miteinander gegangen. Kiechle war fleißig, zielstrebig und hat nicht nach Beifall geschielt. In der Zeit der Einführung der Milchquote hat er Standfestigkeit bewiesen. Marie-Luise Haußer, frühere stellvertretende Landrätin, Burgberg: Meine ersten Schritte in die Politik als Kiechles Stellvertreterin im Kreisvorsitz der CSU habe ich in seiner Begleitung getan. Er war ein integrer, kluger und mutiger Mann mit Integrationskraft in der Partei als auch sonst im Leben. Er hat sich seinem Amt als Landwirtschaftsminister gewachsen gezeigt, obwohl es ihm schwer zu schaffen gemacht hat, dass gerade die Bauern so massiv gegen ihn vorgingen in der Zeit, als die Milchquote eingeführt wurde. Ich verliere einen Freund. Dr. Peter Nowotny, früherer Leiter des Amtes für Landwirtschaft in Kempten, Rettenberg: Kiechle hat das, was er gesagt hat, immer auch gemeint. Das kann man nicht von jedem Politiker sagen. Ich war öfter dabei, wenn der damalige Landwirtschaftsminister ausländischen Gästen einen Allgäuer Bauernhof zeigen wollte. Es hat mich sehr beeindruckt, wenn er dann ohne Konzept frei redete, mit einer gewissen humorvollen, im positiven Sinne eingesetzten Bauernschläue. Heute ist klar, dass die Limitierung der Milchmenge das richtige Konzept war, um den Preis zu halten. Eduard Geyer, Altbürgermeister Oberstdorf: Mit Ignaz Kiechle verliert das Allgäu einen hervorragenden Politiker. Er ist auch als Minister immer Allgäuer geblieben und war nie überheblich. Ich habe stets ein sehr gutes Verhältnis zu ihm gehabt, auch wenn Kiechle 1979 als damaliger CSU-Kreisverbandsvorsitzender im Oberallgäu auf Drängen örtlicher Parteigrößen ein Parteiausschlussverfahren gegen mich in die Wege leiten musste. Es scheiterte aber. Der Landwirtschaftsminister hat Oberstdorf geschätzt und auch mal eine hochrangige EU-Konferenz zu uns hergebracht. Bei Viehscheiden war er gern gesehener Gast bei uns ge- wesen. Landtagsabgeordneter Josef Zengerle (CSU), Vorsitzender des Werbeausschusses der Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft: Ignaz Kiechle ist eine Legende fürs Allgäu und die Landwirtschaft.
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