Von Markus Raffler Betzigau-Unterhalden - Manch unbedarfter Wanderer hält sie für einen Schuppen oder Hühnerstall: Die so genannte Schwedenkapelle nahe des Notzenweihers ist ein unscheinbares Kleinod. 1634, als Pest und Dreißigjähriger Krieg im Allgäu wüteten, wurde das Gotteshaus in Unterhalden aufgrund eines Gelübdes von einem Bauern errichtet. Gut 350 Jahre später ist die einstige Hofkapelle in die Schlagzeilen geraten: Im aktuellen 'Blättle' des Heimatbundes Allgäu wird der 'zusehende Verfall' der Kapelle angeprangert. Verantwortlich dafür macht der Autor, der langjährige Heimatbund-Vorsitzende Wolfgang Haertinger, die Gemeinde Betzigau. In deren Eigentum befindet sich das Denkmal seit 2002. Die Kommune jedoch weist diese Darstellung energisch zurück: 'An den Vorwürfen ist nicht das Geringste dran, die Kapelle verfällt keineswegs', kontert Bürgermeister Roland Helfrich.
Ölbild liegt sicher im Rathaus Wie die negative Darstellung im Heimatbund-'Blättle' zustande kam, ist Helfrich ein Rätsel. 'Fakt ist auf alle Fälle, dass die angeprangerten Schäden nicht existieren', betont der Rathauschef. So sei das Kapellendach keineswegs undicht, wie behauptet, folglich gebe es im Inneren auch keine Wasserschäden. Auch der Verbleib der angeblich verschwundenen Einrichtung ist bekannt: Ein 1820 in Immenstadt entstandenes großformatiges Ölbild des Heiligen Wendelin (er gilt im Volksglauben als Schutzpatron gegen die Pest) ruht seit längerem sicher verwahrt im Rathaus und soll zusammen mit betagten Kunstwerken der Hochgreuter Kirche restauriert werden. 'Wann genau das passiert, wissen wir allerdings noch nicht', schränkt Helfrich ein. 'Denn das Ganze ist nicht billig und will erst einmal finanziert sein.' Enttäuscht ist das Gemeindeoberhaupt vom Vorgehen des Autors, der die Gemeinde öffentlich kritisiere, ohne sich vorher über den wahren Sachverhalt erkundigt zu haben. Auch wenn die 'Schwedenkapelle' nicht verfällt - etwas Pflege könne das zuletzt 1956 renovierte Denkmal auf alle Fälle brauchen, erläutert Helfrich. 'Deshalb haben Gemeinde und Hochgreuter Bürger vor längerem beschlossen, in einer freiwilligen Aktion Hand anzulegen.' 2005 sei das nicht mehr möglich gewesen, denn da hätten sich die Hochgreuter ja bereits des Feuerwehrturms angenommen. 'Das war eine Riesen-Leistung,' berichtet Helfrich stolz. 'Da kann man nicht vier Wochen später mit dem nächsten Projekt beginnen.'Zitat Die Schwedenkapelle ist ein wertvolles Stück Kulturgut für Betzigau. Deshalb werden wir sie gemeinsam zu einem echten Schmuckstück machen. } Bürgermeister Roland Helfrich Vorgesehen sei nun, im Umfeld des Kirchleins eine Treppe und eine Sitzgelegenheit für Wanderer anzulegen. Schließlich liege die Kapelle nahe am Rundkurs um den Notzenweiher. Außerdem sollen die Fassade ausgebessert und bei Bedarf Teile der Dachschalung erneuert werden. 'Ich glaube aber nicht, dass Letzteres nötig sein wird', verweist Helfrich auf eine Begutachtung durch einen Zimmerer im vergangenen Jahr. Und noch etwas sei geplant: Eine Abgrenzung zu einem Nachbargrundstück, auf dem sich oft freilaufende Hunde befänden. 'Ohne diese Maßnahme trauen sich viele Besucher gar nicht erst her', so Helfrich. Was schade wäre: 'Schließlich hat dieser Platz einen ganz besonderen Reiz.'