Im Milchlabor wird nun ermittelt Von Stefanie Heckel Kempten Noch säumen Umzugskartons die Gänge und auf dem fabrikneuen Klingelgehäuse ist der Name 'Mustermann' zu lesen. Doch die schwere Sicherheitstür hält schon jetzt jeden Besucher auf und wer hinein will, muss zuerst an der Wache vorbei: Die Kriminalpolizei ist eingezogen in die Hirnbeinstraße 10 in direkter Nachbarschaft des Kinos. Wie mehrfach berichtet, ist die Polizei neuer Mieter in dem Gebäude, in dem bis vor einigen Jahren noch die Untersuchungs- und Versuchsanstalt (kurz: Muva) des Milchwirtschaftlichen Vereins untergebracht gewesen war.
Seit der Unterzeichnung der Verträge vor gut einem Jahr hat sich viel getan in dem rund 50 Jahre alten Gebäude. Schließlich mussten zahlreiche Umbauten vorgenommen werden, bevor dort Fingerabdrücke genommen werden können, wo einst Milch untersucht wurde: Das Gebäude wurde beispielsweise mit Sicherheitstechnik ausgestattet, so Kripo-Chef Albert Müller. Soll heißen: Kugelsichere Fensterscheiben, Alarmsysteme und Schleusen mussten eingebaut werden.
Normale Arbeit läuft weiter
Doch nicht nur das machte den Kripoumzug zu einer aufwändigen Angelegenheit, die weit über den Wohnungswechsel von Otto-Normalbürger hinaus geht: Hunderte Kartons waren notwendig, um Akten, Technik und Büroeinrichtung von der Dienststelle Auf der Breite in die Innenstadt zu bringen. 'Trotz dieses Aufwands musste unsere normale Arbeit weiterlaufen - Verbrecher nehmen schließlich keine Rücksicht auf einen Umzug', meint Kripo-Chef Müller und lächelt dabei. Nicht nur er, sondern auch etliche Kollegen haben Nachtschichten eingelegt, um Büros einzurichten, Regale zu füllen, die eine oder andere Schraube festzuziehen und so schnell wie möglich zum Kripo-Alltag zurückkehren zu können.
Noch etwa zwei Wochen, so schätzt Müller, wird es dauern, bis in den neuen hellen Räumlichkeiten alles seinen geregelten Gang geht. Die Asservatenkammer beispielsweise muss noch ausgeräumt werden - eine so heikle Aufgabe, dass die Beamten sie selbst übernehmen. Um alles andere hat sich ein Unternehmen gekümmert - selbstverständlich, so betont Müller, erst nach einer Sicherheitsprüfung. Nicht jeder darf schließlich die sensiblen Akten hin und her fahren.
Die mehrere Millionen Euro teuren Umbaukosten hat der Milchwirtschaftliche Verein getragen - dafür hatte der Freistaat (wie berichtet) eine alte Klausel streichen lassen, durch die er 25 Jahre lang an den Mieteinnahmen des Gebäudes beteiligt worden wäre. Der Kripoumzug ist übrigens ein Vorbote der Polizeireform, durch die in Kempten ein Polizeipräsidium für das gesamte Allgäu und den Raum Neu-Ulm/Günzburg entstehen soll.
Der Kripo-Umzug in Zahlen:
Mietverträge unterzeichnet: Juli 2006
Zahl der Umzugskartons für Akten, Büroeinrichtung und Geräte: etwa 900
Zahl der Umzugskartons Asservatenkammer: rund 1000
Nutzfläche neues Kripogebäude: 2600 Quadratmeter
Umbaukosten: rund drei Millionen Euro
Neue Büros und Räume: rund 60
Beschäftigte (Beamte und Angestellte): knapp 70
Der neue Draht zur Kripo: (08 31) 9 90 90, Fax: (08 31) 99 09 17 09