Am Schluss sang der ganze Saal zur Melodie von "Hey Jude" und schwenkte dazu Leuchtstäbe: "Wir kämpfen für unsre Schual". Bruder Martin (Martin Beckel) gab den Ton an und alle machten mit - ein fast feierlicher, anrührender Moment. Davor aber hatte es allerhand zu lachen gegeben beim 12. Staufner Nörglerabend im Kurhaus, der traditionell von der Liedertafel und der Blasmusik Oberstaufen ausgerichtet wird.
Bruder Martin und Bruder Ludwig (Vater und Sohn Beckel) zogen ordentlich vom Leder - was zumindest Bürgermeister Walter Grath nicht störte: "Es gibt doch nichts Schöneres, als wenn Leute durch den Kakao gezogen werden", verkündete er, als er gekonnt und fast ohne Spritzer das Fass anstach. Dabei wurde er selbst natürlich nicht verschont: Sprachforscher hätten herausgefunden, dass das Wort "grätig" von Grath abstammt, ließ Bruder Martin wissen. Und er hatte auch gleich einen Vorschlag für eine neue Bezeichnung des Gemeindechefs: "Stebis" - "Stergrindigschter Bürgermeister im Saal." Immerhin habe er nun schon 25 Jahre seines Amtes "gewaltert."
Des Bürgermeisters Name hat mit dem "Luftigen Grat" nichts zu tun, erklärte Bruder Martin. Nein, so heiße ein Premiumwanderweg. Und schon war man beim Thema Tourismus und damit unweigerlich beim neuen Fluhexpress. Die Genehmigung desselben kam so schnell und ohne die Zustimmung des Gemeinderats, dass der Landrat (ebenfalls im Saal anwesend) selbst erschrocken sei. Und Bruder Markus (Fäßler) stimmte ein Lied an: "Zehn Meter Schnee" - denn ohne zehn Meter Schnee werde es an der Fluh nichts mit den schwarzen Zahlen. Natürlich bekam auch die Oberstaufen Tourismus Marketing GmbH ihr Fett weg: Hier sprudeln laut Bruder Martin "die große Mieze" (Chefin Bianca Keybach) und ihr "dauerlächelnder" Konsorte (Andreas Feustel) über vor Ideen, während "Siegbert Plus" (Zweiter Chef Siegbert Prestel) einfach nichts einfällt.
Für die musikalische Unterhaltung zwischen den Darbietungen sorgte unter Leitung von Tobias Aichele die Blasmusik, bei der auch der evangelische Pfarrer Frank Wagner mitspielte. Der, erklärte Bruder Ludwig, suche einen Lektor - ob nicht der CSU-Landtagsabgeordnete Eberhard Rotter sich für diesen Posten anbiete? Schließlich veranstalte Wagner auch einmal im Monat einen "Zwergerl-Gottesdienst". Bei der ökumenischen Pfarrerwette jedenfalls habe sich beim Kirchenputzen ein entscheidender Unterschied zwischen dem verheirateten und dem unverheirateten Seelsorger gezeigt: "zölibatäres Paschagehabe" auf der einen, "demutsvolles Befehlserwarten" auf der anderen Seite.
Nach einem kurzweiligen Auftritt von Sylke Hummel als Zweite Bürgermeisterin Renate Specht und einer flotten Tanzeinlage der Blasmusik verabschiedeten alle Interpreten mit einem gemeinsamen Lied die vielen Zuhörer. (rio)