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Goldenes Zeitalter am Bodensee

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Goldenes Zeitalter am Bodensee

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    Von Florian Weiland |BregenzBeim Gang durch die große Sommerausstellung des Vorarlberger Landesmuseums bekommt man einen guten Eindruck von der schier unglaublichen Pracht mittelalterlicher Schatzkunst. Rund 90 Exponate, die die Wirrnisse der Geschichte überdauerten, sind im Museum in Bregenz und in der Johanniterkirche in Feldkirch zu sehen und illustrieren die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten des Edelmetalls Gold. Die Ausstellung konzentriert sich dabei auf den Bodenseeraum, einem im Mittelalter eng vernetzten Kulturraum, der mit den heutigen Grenzen nichts gemein hat und von den mächtigen Bistümern Konstanz und Chur geprägt wurde.

    Den Ausgangspunkt bilden frühe Zeugnisse der Christianisierung, darunter ein Bursenreliquiar aus dem 7. Jahrhundert. Die figürlichen Motive, die das kleine Reliquienkästchen schmücken, sind noch stark von der heidnischen Bildersprache geprägt. Ein herausragendes Beispiel karolingischer Goldschmiedekunst stellt das Lindauer Evangeliar dar. 169 Edelsteine und Gemmen zieren das Prunkkreuz von Wettingen-Mehrerau, das Ende des 13. Jahrhunderts in Straßburg entstanden sein dürfte. Auch Konstanz, bis 1821 Bischofssitz, war ein Zentrum der Goldschmiedekunst. Eine Vielzahl von Ausstellungsstücken zeugt davon und mit einem Reliquienkästchen des Goldschmieds Konrad Hauser wird zudem das einzige Reliquiar des Konstanzer Münsters gezeigt, das der Einschmelzung entging.

    Weitaus wertvoller als Gold, das als das Edelste aller Metalle galt, waren im Mittelalter die Reliquien selbst. Zu ihrer Aufbewahrung fertigten die Goldschmiede Schreine, die im Laufe der Zeit immer aufwendiger ausgestattet wurden.

    Aus Nachlass Karls des Großen

    Ein Höhepunkt der Schau ist zweifellos das im 9. Jahrhundert entstandene ?Evangelium longum? aus der Stiftsbibliothek St. Gallen. Der Buchdeckel ist mit Gold, Edelsteinen und einer wunderbaren Elfenbeinschnitzerei geschmückt. Die Elfenbeintafeln stammen aus dem Nachlass von Karl dem Großen.

    Einzigartig auch die Konstanzer ?Majestas Domini?, eine Goldscheibe mit knapp zwei Metern Durchmesser, die Christus als Weltenrichter zeigt und die wie eine strahlende Sonne über dem Altarraum in der Johanniterkirche zu schweben scheint.

    Die Besucher erwartet eine spannende Entdeckungsreise in die Welt des Mittelalters. Die raffinierte Inszenierung trägt dazu wesentlich bei. Das Museum und die Johanniter Kirche haben sich in Schatzkammern verwandelt. Im ansonsten abgedunkelten Raum werden die Exponate spotlightartig ausgeleuchtet, der Blick des Betrachters findet die notwendige Ruhe. Eine Ausstellung, für die man sich Zeit nehmen und auf Kleinigkeiten achten sollte.

    Die Ausstellung läuft bis 5. Oktober (geöffnet bis 31. August täglich 10 bis 20 Uhr: ab 2. September Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18, Donnerstag bis 20 Uhr)

    www.vlm.at

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